Samstag, 22. März 2008

Ich glaub ich hör nicht richtig

Da regen sich Menschen darüber auf, dass das Innenministerium zu viel Interesse an ihrem Privatleben zu haben scheint, doch die Allmachtsphantasien eines Ministers sind immerhin durch das Gesetz und ein sehr akribisches Verfassungsgericht gebremst, wer bremst die katholische Kirche? Zugegeben, das Wort eines Bischofes hat keine Gesetzeskraft, aber für viele ist es dennoch sehr bedenklich wenn ein hoher Würdenträger der Kirche glauben, es stehe ihnen zu Fernsehsendern ihr Programm zu diktieren.
Weil an den Osterfeiertagen Actionfilme wie die Stirb Langsam Reihe oder “Sudden Death” laufen, ließ sich Bischof Gebhard Fürst zur ebenso unberechtigten wie unangemessenen Kritik hinreißen “Offenbar gehen die Privatsender davon aus, dass Religion Privatsache ist und bei ihnen nicht vorkommen muss”, und führt fort dies sei “ein Angriff auf die öffentliche Ordnung”. Wenn hier irgendwas ein Angriff auf die öffentliche Ordnung ist dann, dass er sich erlaubt einem privaten Konzern Vorschriften über dessen religiöse Ausrichtung zu machen. SAt1Pro7 und Bertelsman sind keine christliche Vereinigung, genauso wenig ist Deutschland ein christliches Land. Über ein drittel der Bevölkerung sind nicht christlich, Gerade mal 5% der Deutschen besuchen regelmäßig die Kirche. Und Bischof Fürst mag das gut finden oder nicht, aber auch wir unchristlichen Deutschen sehen fern.
Und Privatsender glauben zurecht, dass “Religion Privatsache” ist. Sie sind da nicht allein, das Grundgesetz ist z.B. ihrer Meinung. Und wenn Sat 1 zu Ostern “South Park”, “Die Letzte Versuchung Christi” und satanistische Rockmusik zeigen möchte, dann können sie das tun.
Überhaupt geht mir die katholische Kirche in den letzten Tagen gehörig auf die Nerven, denn Angriffe auf das Privatfernsehen sind ja nicht das einzige, womit sie dem Normalbürger die Feiertage versauern. Da war ja auch noch die Tatsache, das der neue Papst es für nötig hielt ins Karfreitagsgebet die bitte um “erleuchtung der Juden” wieder einzubeziehen. Dort heißt es nun in der eigentlich 1970 abgeschafften (und jetzt eben wieder instituierten) Version “Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott unser Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus als den Retter aller Menschen erkennen.”
Um die Überschrift der Bildzeitung zu erweitern “Wir sind Papst - und es ist peinlich!”

Samstag, 8. März 2008

Giving “them” a reason

George Bush, noch Präsident der USA, sagt es so oft und gerne wie andere Republikaner, und viel zu oft auch Demokraten: “They hate us for our way of life” oder “They hate us for our fredom”. An Tagen wie Heute, wo so klar ist woher Hass kommt, erscheint diese Aussage wie Sarkasmus.
Heute hat der Präsident der USA ein Gesetz mit einem Veto abgelehnt, dass Agenten der CIA bestimmte drastische Foltermethoden verboten hätte, die allen anderen (z.B. dem Militär) schon verboten sind. Darunter das sogenannte “Waterboarding” bei dem man einem Gefangenen glauben lässt, er würde ertrinken, das Verbinden der Augen oder Berauben anderer Sinne der Gefangenen um ihnen glaubend zu machen ihr Leben sei in Gefahr ohne das dies der Fall ist, Gefangene auszuziehen um sie zur Erniedrigung sexuelle Handlungen imitieren zu lassen, die Gefangen zu schlagen oder sie elektrischen Schocks auszusetzen, ihnen Brandwunden zuzuführen, oder ihnen glaubend zu machen, sie würden hingerichtet sowie ihnen Nahrung und Trinken vorenthalten (oder irgend etwas derartiges anzudrohen). Offensichtlich übelste physische und psychische Foltermethoden.
Es erscheint lächerlich auch nur darüber zu reden derartiges tatsächlich mit Menschen zu machen, es erscheint noch lächerlicher, dass jemand, der behauptet er verteidige Freiheit, derartige Praktiken mit einem Satz wie “The bill Congress sent me would take away one of the most valuable tools in the war on terror”1 denn eines ist klar: Folter ist Terror.2
Die verdrahtete und abscheuliche Weltanschauung dieser Menschen kann einem nur sorgen machen, die Dinge sagen wie “We created alternative procedures to question the most dangerous al Qaeda operatives, particularly those who might have knowledge of attacks planned on our homeland”. Insbesondere das “might” ist so beängstigend. Denn sogar Bush weiß, manchmal wird man einen unschuldigen foltern, denn die Idee dahinter ist ja, mit Sicherheit sagen zu können ob jemand etwas weiß.
In den USA wird viel darüber diskutiert, das Folter nicht wirkungsvoll sei, weil die Information die man erhält nicht zuverlässig ist. Es wird derart darüber geredet, weil auch die Demokraten nicht aussehen wollen, als seien sie “soft on terror”. Die viel wichtigere Botschaft geht dabei leider verloren: Es ist niemals richtig, es ist niemals angebracht und es ist niemals moralisch.
Genauso wenig wird darüber geredet, dass mit der Anwendung solcher Taktiken der Terrorismus, gegen den man zu kämpfen glaubt, sein Ziel, nämlich die Einschüchterung und Veränderung der terrorisierten Gesellschaft, erreicht hat.
Spannenderweise war es einer der Gründerväter der USA der die passenden Worte gefunden hat, Benjamin Franklin: “They that can give up essential liberty to obtain a little temporary safety deserve neither liberty nor safety.”

Sonntag, 2. März 2008

Als das Fernsehen aus dem Fernseher kletterte

Youtube.com und co. werden immer als Beispiele genommen, dafür, dass Fernsehen nicht mehr im Fernseher geschieht, dass jeder sich sein eigenes Program zusammenstellt, und zu einem Grad ist dies sicher richtig, aber Fakt ist, die Qualität der für Youtube und ähnliche Formate produzierten Videos ist mit der, die im Fernsehen gefunden wird nur selten zu vergleichen. Die Ideen sind vorhanden, vieles auf Youtube ist genial, aber die Production Value ist meist einfach nicht das, was eine Fernsehproduktion hätte, das liegt schlicht und einfach am Geld und an der Zeit.
Doch es gibt viel bessere, viel passendere Beispiele dafür, dass Jeder Fernsehen machen kann, das jeder es sich ansehen kann wann er will, und das heute viel mehr um eine Serie herum geschieht. Das alte Model, in welchem der Zuschauer zuhause saß und sich mit neuen Folgen füttern ließ wann immer sie über den Bildschirm flatterten stirbt, und einige Showrunner traditioneller Shows tun ihr bestes auf diese neuen Konsumwege einzugehen. J.J. Abrams „Lost“ veröffentlicht zwischen den Staffeln im Internet kurze Filme und erstellt Websites für Fiktive Firmen, an denen sich Fans erfreuen können, und die dem Zuschauer kleine Tipps geben. Auch die SciFi Serie „Battlestar Galactica“ ließ sogenannte Webisotes, wenige Minuten lange Episoden, die zusammen eine Handlung ergeben und im Internet angesehen werden können, zwischen der zweiten und dritten Staffel veröffentlichen.
Einen Schritt weiter gehen andere Serien. Sie finden komplett im Internet statt, meist auf einer eigenen Website, erscheinen (mehr oder weniger) regelmäßig neue Folgen, eine Comunity ist direkt in die Seiten eingebaut, die sich mit der Show und verwanden Themen beschäftigt. Die Professionalität dieser Sendungen ist unterschiedlich, auch der Ton und die Absichten der Produzenten. Ein Unterschied ebenen, der die Stärke des Internets ausmacht. Jeder kann sich versuchen.
Das beginnt bei Fans der alten „Star Trek“ Serie, die seit Jahren in mühsamer Kleinarbeit neue Episoden drehen. Das begann noch relativ simpel, und während der Pilotfilm ihrer Serie „Star Trek – New Voayges“ für eine Produktion von Fans sicherlich Maßstäbe setzte, so war sie gemessen an professionellen Material eher lächerlich. Inzwischen heißt „New Voyages“ „Star Trek – Phase II“ die Autoren und Schauspieler sind professioneller, viele der alten Helden, darunter George Takai und Walter Konig haben ihre alten Rollen wieder aufgegriffen, um in einer Folge dabei zu sein. „Star Trek- Phase II“ ist manchmal besser, als es die Serie in den 60ern war.
Doch während diese Serie völlig unkommerziell bleibt, um Titel wie „Star Trek“ überhaupt benutzen zu dürfen, so gibt es auch gewinnorientierte Produktionen um Netz, die sich der Zuschauer (weitgehend) umsonst ansehen kann. Die zwei relevantesten wohl „Quarterlife“ und „Sactuary“. Zwei Serien wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, und dennoch gemeinsam Vorläufer eines Trends, der sich in den nächsten Jahren sicherlich erheblich verstärken wird.
Die Episoden der Serien erscheinen regelmäßiger als bei „Phase II“, was auch damit zu tun hat, dass ein bezahltes professionelles Team hinter den Produktionen steht. Die Episoden sind recht kurz, aber länger als die üblichen Video-Schnipsel die man bei Youtube findet. Zwischen zehn und zwanzig Minuten scheint sich zu etablieren. „Quarterlife“- Sendungen kann man im Internet kostenfrei angesehen, allerding gibt es bei „Sactuary“ nur die Möglichkeit jede Folge für weniger Dollar in HD-Quallität oder normalen Video Format herunterzuladen.
Was die beiden Serien so unterscheidet ist ihr Inhalt. „Quaterlife“ ist die klassische Soap. Mittzwanziger leben gemeinsam, verfolgen ihren Traum, verlieben sich, trennen sich. Das ganze eingespannt in den Videoblog der Hauptfigur. Das Ganze ist hoch professionell aufgezogen und bietet abgesehen vom Vertriebsweg wenig Neues. Dennoch, „Quaterlife“ ist absolut unterhaltsam, und vertritt ein Genre, das in den Neunzigern mit „Dawsons Creek“ oder „My So-Called Life“ seine Blüte fand, und heute im Fernsehen nicht mehr so prominent ist. Die Produzenten der Serie bringen reichlich Erfahrung mit, Marshall Herskovitz und Edward Zwick waren für Serien wie „thirtysomething“ oder das oben genannte „My So-Called Life“ verantwortlich. Allerdings muss die Produktion derzeit um eine zweite Staffel Bangen, das Finanzierungskonzept ist wohl weniger ausgefeilt als es schien.
„Sactuary“ ist eine klassische Sci-Fi, Mystery Serie über Parallelwelten. So ziemlich jeder Verantwortliche kommt von Stargate, und auch die Idee zur Serie (Sowie das Drehbuch für die ersten Folgen) stammt von Damien Kindler, der zum festen „Stargate: SG1“ und „Stargate: Atlantis“ Team gehörte. Die Hauptrolle der Serie spielt Amanda Tapping, wohl am besten bekannt durch ihre Rolle als Sam Carter in „Stargate SG1“. Wie auch „Quarterlife“ bietet die Website www.sactuaryforall.com reichlich Comunity, ein Comic zur Serie und sogar ein Rollenspiel in welchem die Nutzer in das Universum der Serie eintauchen können. Dadurch, dass die Episoden nicht kostenfrei erhältlich sind, ist die Popularität der Serie aber deutlich geringer.
Dies sind nur einige wenige Beispiele und zahllose mehr beginnen Woche für Woche im Internet ihre Existenz. Viele von ihnen halten lediglich für eine Folge, viele werden an der Finanzierung scheitern, doch eines ist klar, hier beginnt etwas, und wer jetzt nicht dabei ist, verpasst vielleicht einen großen Schritt in der Entwicklung serialisierter Unterhaltung.