Mittwoch, 13. August 2008

Pop-Phrasen dreschen

Kennt ihr Pop-Phrasen? Ich bin nicht sicher ob der Begriff etabliert ist, wenn nicht, er sollte es sein. Eine Pop Phrase ist eine Phrase, meist eine oder zwei Zeilen aus einem Song, die inzwischen den langen Weg von einer originellen Idee über eine clevere Referenz und einer etablierten Formulierung zu einer leeren Worthülse geschafft hat. Pop-Phrasen sind das ultimative Verbrechen eines Songschreibers.
Was eine Pop-Phrase ist, und was noch nicht ist jedem selbst zu überlassen. Eine Formulierung darf in einem Lied schon arg nach Phrase klingen, und woanders nicht. Sie mag in dieser exakten Form komplett neu sein, und dennoch bereits verdroschen. Es lässt sich schwerlich, wahrscheinlich gar nicht, genau zu definieren. Am ehesten als die kleine Enttäuschung, die einem beim genauen hinhören überkommt.
Ich hasse Pop-Phrasen. Wahrscheinlich mehr als die meisten Leute. Sobald ich eine solche Phrase für mich identifiziert habe, ist es mir kaum mehr möglich ein Lied zu hören ohne an der Stelle daran zu denken wie daneben die Zeile ist.
“Fly Away” von Lenny Kravitz ist eigentlich ein mehr als passabler Rock-Pop Song. Es ist außerdem noch eine Ansammlung von textueller Unoriginalität wie man sie selten hört, und das nicht nur weil im Refrain away auf away gereimt wird, was auch schon nur begrenzt gut kommt.
Die Anfangszeilen: “I wish that I could fly /Into the sky /So very high /Just like a dragonfly” Rangiert im  Kreativitätsmaß bei Kleinkindergedichten wie “Das ist Klaus / Die Maus / Mit der Laus / Im Haus”. Die High-Fly-Sky Kombination müsste schon längs verboten sein.
Weitere Beispiele, gerne, diesmal gleich von Verschiedensten Künstlern (ich versuche heraus zu finden wo die Phrase erstmalig aufgetaucht ist, aber das ist schlimmer als Ahnenforschung) “Dancing The Night Away.” Wahlweise auch in Zeiten mit ‘dance’, ‘danced’… Nie gehört? Es gibt erst einmal ein halbes Duzend Songs die diesen Titel tragen: Cream (1967), Van Halen (1979), Europe (1984), The Maverics (1998) und Sita (2004) sowie Jan Wayne, Lionel Richie und The Free. Die Liste ist unvollständig, die Songs sind keine Coverversionen voneinander, sie enthalten alle die Zeile. Und die Zeile taucht natürlich auch in Liedern auf, die nicht so heißen, z.B. bei Debelah Morgan - Dance With Me, oder Amy MacDonald - Prison Prince. Wenn das mal nicht oft ist. Und es ist keine Zeile die sich aufdrängt. Das “I Love You” eine häufige Textzeile in der Popmusik ist, ist klar, wie Paul McCartney bemerkte, Liebeslieder kann es nie genug geben. Aber Die Nacht weg tanzen…
Über “Hands in the air /Like you just don’t care” oder jegliche Kombinationen aus ‘Shout’, ‘Loud’, ‘Proud’, ‘Crowd’ muss man wohl nicht mehr reden.
Das schlimmste einer Pop-Phrase ist nicht, dass sie häufig auftaucht. Die hohe Frequenz des Ausspruchs ist ein Symptom dessen was nicht stimmt. Pop-Phrasen tauchen gerne ganz am Anfang oder Ende eines Liedes auf, auch viel als letzte Zeilen des Refrains. Ich selbst bin kein Songschreiber, aber ich kann mir leicht vorstellen, dass dies die schwierigsten Stellen sind. Problemfälle wenn man so will. Einen guten abschließenden Satz zu finden, die Menge an Zeilen zu füllen, die man in der ersten Strophe noch problemlos untergebracht hat. Das Problem ist, wie so häufig, das Nutzen von Abkürzungen, der Griff ins Reimbuch, der Ausweg über die Platitüdenwiese.
Aber in keinster Weise ist dies ein Problem dass nur den Bereich des Pop-Rocks betrift. Hip-Hop tendiert auch immer mehr dazu, die selben Reime zu reproduzieren bis sie ihre referentielle Bedeutung längst verloren haben.  “Rock it, don’t stop it” ist mindestens 25 Jahre alt, “Drop that thing” dürfte nicht viel jünger sein. Und seine Machtposition zu festigen indem man angibt “…running the streets” ist einfach nur noch langweilig.
Die Könige der Pop-Phrase sind aber wohl Bon Jovi, ihnen gehört die Krone schon allein für Zeilen wie : It’s my life / If it’s now or never/ And I ain’t gonna live forever”.
Dies sind natürlich nur einige, wenige Beispiele, das ist ein weites Feld (wobei “weites Feld” wahrscheinlich eine Phrase ist, die man auch vermeiden sollte, ist ja auch schon deutlich über 100 Jahre alt).

Samstag, 9. August 2008

Die mit dem roten Stuhl

Ich sehe ja nicht mehr viel deutsches Fernsehen, und noch weniger Werbung, und so wurde ich heute gnadenlos von einer Werbung überrumpelt, die, wenn ich mich recht entsinne, einen Baumarkt bewirbt. Der Werbespruch ist “Die mit dem roten Stuhl”. Es mag reichlich kindisch sein, aber ich hab mich nicht mehr eingekriegt vor Lachen. Wie kann man sowas nur zum Werbespruch machen. Ist übrigens, so sagt ein Mediziner-Forum, ein Anzeichen für eventuelle geplatzte Hämorriden.
Kommen wir aber zu dem Grund des Fernsehens, und dem eigentlichen Grund des Eintrages. Heute Abend lief bei Pro7 der Film “The Core”, da der bekanntermaßen schlecht ist und der Sender nach dem Spielfilm noch ein “Galileo Spezial”zur Wahrheit hinter der Handlung ankündigte entschieden ich und ein paar Freunde uns, einen Trash-Abend draus zu machen. Trash bekamen wir wirklich geliefert.
“The Core” ist schlecht, wie zu erwarten. All zu detaillierte Infos kann ich kaum geben, der Film war natürlich synchronisiert und durch Werbeunterbrechungen zerstückelt. Die grobe “Handlung” lässt sich folgendermaßen beschreiben: Aus Gründen die keine Rolle spielen hört die flüssige Schicht um den Erdkern auf zu kreisen, deshalb fällt das Magnetfeld des Planeten aus, was wiederum dafür sorgt, dass in einem Jahr die Erde verbrennt wie ein Apfel (um zu verstehen was ich meine muss man den Film sehen, glaubt mir es macht “Sinn”) also setzten sich ein paar Forscher (inklusive Quotenfrau und Quotenschwarzer) in ein gigantischen dildoförmigen Bohrer aus einem Material das fester wird wenn es stärker belastet wird (von uns kurzerhand Pornosium getauft) und stechen in die Erde vor, um  mit Atombomben die Welt zu retten. Der Film ist in erster Linie bemerkenswert weil er jedes noch so dämliche Cliche erfüllt und glänzt insbesondere in der Abwesenheit jeglicher eigener Ideen seitens der Autoren.
Wie sich herausstellen sollte, war er ein qualitatives Highlight des Pro7-Abends.
Galileo Mystery ist ohne Frage eines der peinlichsten und dümmsten Sendungen im deutschen Fernsehen.  Wie unglaublich verantwortungslos diese Show allerdings ist, war mir bis heute nicht klar. In dem Versuch die “Wahrheit” hinter der ohnehin schon weit hergeholten “Handlung” von “The Core” zu enthüllen wurden Fakten und Fiktion fröhlich gemischt, wurde schamlos gelogen und hineininterpretiert und unberechtigt geschlussfolgert was das Zeug hält.
Das ganze beginnt damit zu fragen, ob Ereignisse wie im Film tatsächlich geschehen können, der stehengebliebene Erdkern wird dabei vorläufig ignoriert, und man konzentriert sich auf die im Film nahezu irrelevante Sonnenstrahlung. Die Tatsache, dass diese 1989 mal zu Stromausfällen in Kanada geführt haben spinnt sich diese Sendung, die sich frecherweise sogar selbst eine Dokumentation nennt, so zurecht, dass der ganzen Wellt derartiges blüht (zu jedem Zeitpunkt). Irrsinnig zurecht geschnittene Bilder zusammen mit unsinnigem Gebrabbel über den Mars sollen uns dann beweisen, dass auch unser Erdkern jederzeit stehenbleiben kann. Das man immerhin einen Forscher zu Wort kommen lässt, der erklärt, dass dies erst in mehreren Milliarden Jahren zu erwarten sein, wenn überhaupt, übergeht die Sendung einfach. Genauso die dramatischen historischen Beispiele von Sonneneruptionen, die über 10 Minuten angekündigt werden, um dann mitzuteilen, dass so gut wie nie etwas geschah.
Um für dramatische Ereignisse zu sorgen “schaut” Galileo in die Zukunft. New York 2012: Chaos, Stromausfall, Katastrophe. Die Bilder sind offensichtlich nicht von Galileo, sondern aus irgend einem billigen Dokudrama aus den USA. Importierter Unsinn ist nicht besser als selbst produzierter, nur billiger.
Immer wieder spielt Pro7 die selben Videoschnippsel, begleitet von einer bedrohlichen Stimme die apokalyptischen Unsinn redet. Stichhaltig ist da nichts. Das ganze erinnert fatal an die Panikmache wie sie die Bild-Zeitung des häufigeren vornimmt, mindestens so stumpfsinnig und nicht weniger falsch. Wahrscheinlich wurde in der Werbung weniger gelogen und übertrieben als in der Sendung.
Seinen Zweck hat der Abend weitgehend erfüllt, über “The Core” und Galileo kann man sich kaputlachen, aber wenn die Tränen getrocknet sind bemerkt man doch, dass eine derartig unverfrorene und sensationsgeile Präsentation von Halbwahrheiten auch gefährlich sein kann.

Montag, 4. August 2008

WAAAAAACKEN!!!!!!

Nach dem Berlin Trip hatte ich nur wenige tage zur Erholung, am Mittwoch morgen setzte sich dann eine Kolone aus 3 Autos aus Lübeck in Richtung eines kleinen Ortes im Zentrum von Schleswig Holstein in Bewegung: Wacken. Für einige Tage ist das Dorf Zentrum der Metal-Welt.
Wir Treffen am Mittwoch gegen 9 ein. Es ist verhältnismäßig wenig los. Auf dem Zeltplatz sind zwar schon große Mengen an Campern, aber noch kommt man ohne Stau in den Ort und auf den Platz. Am Mittwoch spielen noch keine Bands. Wir bauen unsere Zelte auf und machen es uns bequem. Später hohlt man sich die Bänzel, die Armbänder welche einem den Zutritt aufs Gelände erlauben, dann geht es in den Ort zum T-Shirt kaufen (Natürlich sind sie ausverkauft in der Größe die ich will) und das Gelände ansehen.
DasGelaende
Das Gelände, markiert ist die approximierte Position
unserer Zelte.
Den Rest des Tages verbringen wir mit dem Veranstalten von Nudelturnieren. Wir haben mehrere Schaumstoff-Schwimmnudeln bei Aldi gekauft, hält man sich diese vorne an die Hose und fechtet erhält man ein äußerst infantiles, aber mindestens ebenso unterhaltsames Spiel. Erst kämpfen wir gegeneinander, dann bringen wir Passanten dazu gegeneinander anzutreten. Dem Gewinner winkt ein halber Lieter Bier.
Nudeln
Nudeln.  Ab  2012 olympisch.
Während ich den Abend ruhig ausklingen lasse (was gar nicht metal ist) geben sich andere die Kante gleich für mich mit. Irgendwann gegen Halb 2 kriecht ein Mitbewohner meiner Zeltstadt in mein Vorzelt. Ich denke erst jemand will mich beklauen, bis ich erkenne wer es ist. Auf die Frage was er wolle reagiert ernicht. Versucht sich aufzurichten, fällt hin,  kriecht ins Zelt. Erneute Fragen, keine Antwort. Das Zelt ist groß, ich lass ihn liegen und schlafe weiter. In den nächsten Stunden wacht er gelegentlich auf, sucht irgendwas in meinen Taschen, kriecht aus dem Zelt, kommt Minuten später wieder. Wenn ich ihn etwas frage wiederholt er immer nur langsam die Frage. Es dauert bis 4  ihr bis er versteht, dass er auch ein eigenes Zelt hat.
Gegen halb sieben ist es plötzlich mal ganz still. Es ist eigentlich nie auch nur ruhig auf Wacken, aber jetzt ist es still. Die letzten Parties scheinen vorbei. In wenigen Stunden dröhnen aus tausenden Zelten und Wohnwagen die Gitarren, aber jetzt für ein paar Minuten zumindest ist es einmal wirklich still in der Zeltstadt.
Donnerstag. Abends werden Iron Maiden spielen, doch bis dahin ist viel Zeit. Nachdem die Nudeln bereits am gestrigen Tag zum Einsatz  gekommen sind, kommt einigen eine Idee wie sie heute die Zeit verbringen. Sie stellen ihre Stühle an den Wegesrand und bewerten mit beschriebenen Papptellern die Passanten. Ich gehe noch einmal los um nach T-Shirts zu schauen, natürlich wieder kein Glück.
Vor Maiden spielen Avenged Sevenfold, die ich eigentlich nicht sehen wollte, aber weil ich schon auf dem Gelände bin höre ich ein paar Lieder. Die Band ist gut, ich verbuche sie klar als erste Entdeckung des Festivals. Iron Maiden haben ein unerträglich langes Intro, einen Song vom Band und 2 Videos.
AvSev
Avenged Sevenfold
Der Auftritt danach ist makellos. Zwar bin ich kein Maiden-Fan, kenne kaum ein Lied der Band, aber über Qualität kann man man hier wohl kaum streiten.

Die Nacht verläuft diesmal ohne größere Störungen.
Für den Freitag ist ein anstrengendes Programm geplant. Ab dem Nachmittag bis tief in die Nacht sind nahezu durchgängig sehenswerte Auftritte auf einer der 4 Bühnen. Der Tag beginnt viel zu heiß. Schon die letzten Tage war das Wetter wenig gnädig, die Sonne scheint ohne Unterbrechung. Am Mittag geht es ins Partyzelt, auf der Bühne darin spielt die deutsche Band im Metal-Battle. Es ist viel viel viel zu heiß.
Als endlich am Nachmittag Wolken aufziehen sind wir alle etwas dankbar. Was folgt, ist dann doch nicht in jedermanns Interesse: Ein Wolkenbruch nach dem anderen geht zu Boden. Ein Zelt durchnässt vollständig.
Ab 17:20 spielt Soilwork, das ist natürlich ein Pflichttermin. Der Regen unterbricht kurzzeitig, ist aber schon gegen Abend, als Opeth spielt wieder zurück. Die Regenponchos die man erhält erweisen sich als äußerst nützlich. Ich gehe zurück zum Zeltplatz wo ich mich mit den Leuten treffen wollte um dann zu Children of Bodom zu gehen, als ich ankomme sind sie schon wieder gegangen. Ich erhole mich eine Weile bis ich dann zu COB gehe, ich sehe sie noch ihre letzten paar Songs spielen, darunter ein Cover von Rihannas “Umbrella”.
gelände2
Das Gelände ist matschig…
Es geht zurück ins Zeltlager, weil ich nicht weiß, was den Abend noch kommt und wo, dann zurück zu Van Canto, die als zweite Entdeckung zu vermelden sind. Van Canto spielt Acapella-Metal, und das richtig gut. Das einzige Instrument ist ein Schlagzeug, alles andere wird mithilfe der Stimme erzeugt. “Bards Songs”, im original von Blind Guardian, klingt besser als das Original, auch die Eigenkompositionen sind recht gut, zwar etwas sehr Pathos geladen, aber Live ein großartiges Erlebnis.
Den überblick mal wieder verlierend gehe ich wieder zurück in die Zeltstadt, bekomme gesagt, dass die Excrematory Grindfuckers später noch spielen, warte also und laufe dann zum Festivalgelände zurück. Um 3 ist dann alles vorbei, ein letztes mal zurück in die Zeltstadt. Meine Füße tun weh.
Der letzte Wacken Tag ist ein wenig entspannter, erst gegen Abend spielen At The Gates, der einzig wirklich interessante Auftritt des Tages. Die Zeitvertreibungaktion des Tages ist Seilspringen. Wieder werden Passanten gebeten teilzunehmen, wer den Rekord bricht erhält ein Bier. Verschiedenste mehr oder weniger besoffene Menschen versuchen sich. Danach wird gepackt, der Plan ist noch in der Nacht zu fahren um die morgendlichen Staus zu vermeiden.
At The Gates ist unglaublich. Die Band die es sei 1995 nicht mehr gibt rockt dennoch maßlos.  Eine Stunde gigantischer Circle- und Moshpitts später bin ich komplett durchgeschwitzt. Zum Abschluss des Festivals schaue ich mir dann noch Nightwish an. Noch nie konnte ich wirklich was mit dieser Band Anfangen, und der Auftritt bestätigt mich in dieser Meinung.
Nach dem Auftritt geht es in die Autos. Auf den Abschlussauftritt von Lordi verzichten wir gerne.

Und das war das Wacken Open Air 2008. Anstrengend, heiß, laut, alles was man sich erhoffen konnte.

Freitag, 25. Juli 2008

Obama in Berlin, ich auch. Sowas wie ein Reisebericht.

Ich bin gestern nach Berlin gefahren um, wie so viele andere auch, Obama zu sehen. Viel gesehen habe ich nicht, aber ein bisschen, und viel mehr konnte man bei dem Andrang dann wohl auch kaum erwarten.
Um das letzte als erstes abzuhandeln, ich bin mit der Rede zufrieden. Die Kernaussagen (Umweltschutz, Atomwaffenfreiheit, Gleichberechtigung der Religionen und Völker, Bekämpfung von Armut zur Bekämpfung des Terrors…) sind aus beliebig vielen Ansprachen bekannt, lediglich, dass dies in einen globaleren Kontext verpackt wurde, war neu. Auch fehlten selbstverständlich einige Phrasen, die auf heimischen Boden zu Standardrepertoire des Senators gehörten (”Taxcuts for those who dont need them, and didn’t even ask for them”)  weil dies eben rein domestische Themen sind, die aus dem Berliner Publikum nur die wenigsten Verstanden hätten. Auch religiöse Themen wurden ausgeklammert, Obama berief sich in der Rede nie selbst auf Gott als Motivation, was er in den USA durchaus tut (dort wohl auch, um zu bestärken, dass er kein Moslem ist, was aber in der restlichen Welt keinen interessiert).
Die Rede war also wie erwartet, und da die Erwartung an diese Rede gereicht hatte um mich von Lübeck nach Berlin fahren zu lassen, war sie verdammt gut. Hier ist sie nochmal als Youtube-Video.
By The Wy: Warum ist “My father grew up herding goats in Kenia.” eine der größten Applauszeilen der Rede? Das ist mal ein großer Unterschied zu den US-Reden, wo die Zeile nie für eine Unterbrechung sorgt (vielleicht wissen in den USA üblicherweise nicht genug Leute wo oder was ein Kenia ist).
So also endete gestern mein Tag. Ich hatte ihn vollständig auf den Füßen verbracht, ich hatte Hunger und Durst, die Sonne blendete mich, so dass ich Barack Obama nur schlecht sehen, und noch schlechter Fotografieren konnte. Aber es war dennoch sehr Cool.
Obama
Etwas schwer zu sehen, aber da ist Obama
Angefangen hat alles um 9 Uhr, als ich nach einigen Stunden im Zug aus dem Bahnhof Alexanderplatz ausstieg.
Was die nächsten Stunden folgt, ist der übliche Turissmuskram (es sind ja noch 7 Stunden bis zum Einlass auf das Gebiet vor der Siegessäule) Fernsehturm, Museumsinseln, Neu Wache (wird von vielen ignoriert, ist aber wert angesehen zu werden), Gendarmenmarkt, Deutscher Dom (Interessante Ausstellung über die Entstehung der Demokratie in Deutschland) und zurück zu Unter Den Linden. Das ganz findet unter einer absurden Polizeipräsenz statt. An nahezu jeder Ecke stehen sie, fahren im Minutentakt auf den Straßen. Ein Hubschrauber kreist den gesamten Tag langsam über Berlin.
NeueWache
Die Neue Wache
Es ist gegen halb Zwölf, ich stehe unter den Linden, ich habe mich entschieden einige Sachen vorläufig von meinem Plan zu stoßen, um scher zu sein, dass ich um 16:00 Uhr bei der Siegessäule bin. Ein altes Stück mauer, der Bundesrat, der Potsdamer Platz und das Sony Center müssen ohne mich klar kommen. Ich gehe zum Brandenburger Tor.
Dort angekommen sehe ich eine große Menschenmenge. In ihr überall Fotografen (richtige Presse, nicht irgendwelche Leute mit Fotoapparat), ich frage also warum man da steht, und erfahre, der Obama soll hier gleich vorbei laufen. Es ist 12:00, und da ich einige Sehenswürdigkeiten entfallen lassen habe liege ich nun etwas vor meinem Zeitplan und außerdem bin ich ja eigentlich wegen Obama hier, er ist eine Sehenswürdigkeit die ich nicht an einem anderen Tag nachholen kann, also stelle ich mich dazu.
Die Polizisten bauen weitere Absperrungen auf, bitten die Leute weiter zurück zu gehen, was viele nicht tun, woraufhin sie etwas lauter werden. Wir stehen. Der Pressebus der “Obama 08-Campain” fährt zwei mal vorbei und lädt ein paar Reporter ab (oder nimmt welche auf). Unter Umweltschutzaspekten sicherlich etwas unbedacht, im Bus sitzen meist nur ein oder zwei Leute.
Leierkastenmann
Der Leierkastenmann sollte eigentlich auch hinter die
Absperrung, aber er hat den Polizisten einfach
ignoriert und spielte sein Obama-Lied
zu Ende. Das Publikum war klar auf seiner Seite.
Ich treffe zufällig in der Menge einen alten Freund aus Hamburg. Wir warten gemeinsam weiter. Hören Reportern zu, die lustige Sachen erzählen (die Wissen wie man sich Warten interessant macht, aber andererseits tun sie auch nie irgend was anderes). Um es kurz zu machen, Obama kommt nicht. Ein Typ, der Fotos für Bild macht, bekommt einen Anruf, er sei durch den Hintereingang des Hotels davon gefahren. Es ist 14:30. 2,5 Stunden die ich nicht zurück bekomme.
Nachholen kann ich jetzt nichts mehr, also jetzt noch schnell die Essentials östlich des Tors unterbringen. Als erstes das Denkmal für die Ermordeten Juden Europas. Es ist größer als ich gedacht hätte, und es ist besser. Eine Weile ziellos darin zu gehen vermittelt tatsächlich ein gewisses Ausmaß an Beklemmung. Nach jeder Säule ist der Blick ziemlich genau der gleiche, und vom Himmel sieht man immer nur Schnipsel. Es ist befreiend, wenn man wieder hinaus geht. Mehr kann man von einem Denkmal kaum erwarten.
Denkmal
Das Mahnmal
Nach dem Mahnmal muss ich etwas essen, und verliere Zeit die ich nicht habe (insbesondere weil man nirgends etwas zu vernünftige Mengen an Essen und Trinken zu auch nur ansatzweise vertretbaren Preisen findet) ich laufe bis zum Bahnhof Friedrichsstraße, dort ist ein Supermarkt.
Der nächste Stop ist der Reichstag, es stellt sich heraus, dass der Umweg zum Bahnhof doch nicht so schlecht war, so gehe ich die Spree entlang zum Reichstag, was ein paar Blicke abseits der üblichen Postkarten bietet. (Nicht sehr Abseits davon, aber ein bisschen). Der Reichstag lässt noch Besucher aufs Dach (bis  22:00, aber das nur am Rande) und die Schlange ist kurz. Die Schlange ist wahrscheinlich auch nur deshalb so kurz weil es viertel vor Vier ist, demnächst beginnt der Einlass aufs Gelände vor der Säule.
Ein Berlinbesuch ohne auf den Reichstag zu gehen komm für mich dennoch nicht in Frage, also 30 Minuten warten, rauf, Fotos machen, wieder runter. Rüber zum Kanzleramt, mit kurzer Pause um ein Mobiles Studio von NBC zu bewundern wo irgend ein (sicherlich furchtbar bekannter) Reporter vor der Kulisse des Reichstages dem amerikanischen Publikum erzählt wo er ist und warum.
Vom Kanzleramt geht es dann die Straße des 17. Juni, die schon recht voll ist, runter. Ich kaufe ein paar Obama Artikel auf dem Weg. Unterhalte mich mit netten Leuten über einige der absurden Fanartikel (”A Tsunami Of Change”-T-Shirts). Der Platz vor dem Security Check ist völlig überfüllt. Die Masse scheint sich auch nicht zu bewegen. Ich stelle mich irgendwo an, bemerke aber bald dass ich nicht nur subjektiv (das ist man ja immer) sondern auch objektiv in der langsamsten Schlange bin. Ich stelle mich woanders an, und tatsächlich bewegt sich von Zeit zu Zeit was.  Es dauert 90 Minuten um die 10 Meter zwischen mir und der Sicherheitskontrolle zu überwinden. Als ich ankomme muss ich jedes technische Gerät einmal anschalten, wohl um zu beweisen, dass es sich tatsächlich um ein funktionierendes Handy oder einen funktionierenden Fotoapparat handelt, und nicht um eine Pistole in Form selbiger, ich muss mein Buch durchblättern um zu zeigen, dass ich darin nichts verstecke, ich muss Kugelschreiber kurz klicken, muss mein Portemonnaie und mein Brillenetui öffnen. Ich habe nichts zu trinken dabei, aber mitnehmen hätte ich es eh nicht dürfen (selbiges gilt, wie die Frau vor mir erfuhr für Sonnencreme, außer sie testet sie an sich selbst, damit klar ist es handelt sich nicht um Säure oder Giftgas oder was auch immer), andere Tests, die ich nicht durchlaufen musste, sind z.B. das Aufmachen und teilweise rausdrehen aller Lippenstifte (wohl wegen versteckter Messer) sowie öffnen von Pillenschachteln.
Kontrolle
Ausschnitt der Schlange vor der Security
Wer sich bei einer der  Maßnahmen weigert, oder nicht bereit ist Messer, Regenschirme und andere Spitze metallene Gegenstände (Nagelfeilen, Scheren aller Art) oder aber auch Luftpumpen (frag mich nicht warum) in den Müll zu schmeißen, kommt nicht aufs Gelände und kann die Veranstaltung auf den Großbildschirmen verfolgen.
Danach muss ich noch durch den Metalldetektor laufen.
Es ist etwa 18:30 als ich aufs Gelände gehe. Wirklich nah an die Bühne kommt man nicht mehr. Ich schaue wie weit ich mich nach Vorne mogeln kann, ohne wirklich dreist zu werden, sehr weit ist es nicht. Zu den Leuten aus Hamburg, mit denen ich mich eigentlich hier wieder treffen wollte, schaffe ich es nicht.
Obamas Rede soll angeblich, so stand es im Spiegel, eine Stunde dauern. Um 21:18 geht mein Zug. Als Obama zu spät komm werde ich etwas unruhig. Die Rede beginnt zwanzig Minuten zu spät, und dauert nur 27 Minuten.
Danach geht es die Straße des 17. Juni wieder zurück. Das Gedränge ist unglaublich. Ich habe keine Ahnung wie “200.000 Leute” aussieht, oder wie genau man sowas abschätzt, aber egal wie viele es genau waren, man kann sich als eine solche Masse offensichtlich nicht schnell bewegen. Mir fällt plötzlich ein, dass ich die ganze Rede im Gedränge über wunderbar hätte beklaut werden können (Portmonnaie in der hinteren Hosentasche, iPod in der offenen Jackentasche…) aber alles ist noch da. Obamafans sind ehrliche Leute.
Zuruck
Auf dem Weg zurück Richtung Brandenburger Tor
Ich hört man Leute über die Rede sprechen, das Englisch einiger ist offensichtlich mäßig. Die Arroganz einer Frau, die ohnehin erzählt nur von Zeit zu Zeit zugehört zu haben weil es “so anstrengen und so” sei ist lustig. An einer stelle habe sie was mit Afganistan gehört und Drogen, und dann haben alle geklatscht, sie fände aber man solle nicht über Drogen klatschen und frage sich, ob das Publikum verstanden hat, “was der gesagt hat”. Es ist schön zu wissen, dass es Leute gibt, die sich zu 200.000 andere Menschen stellen, und wenn sie anderer Meinung sind als die Menge, dann ist dennoch klar wer recht hat.
Ich schaffe es rechtzeitig zum Bahnhof. Todmüde sinke ich in meinen Sitz. Die Fahrt über lese ich dennoch, ich will meine Haltestelle nicht verschlafen.

Montag, 9. Juni 2008

Zweimal über 20%, zweimal entsetzlich

Es ist die Zeit der Europameisterschaft, und bei aller Fußballbegeisterung, die man angesichts des gestrigen Spiels durchaus verstehen kann, drohen wichtige Nachrichten etwas unbeachtet zu bleiben.
Zuerst ist da die Kommunalwahl in Sachsen, die gestern stattfand, und bei der die NPD wiedereinmal viel zu gut abgeschnitten hat. In Reinhardtsdorf-Schöna (traditionell ein starker Bezirk für die Rechten) wählen 25,2 Prozent der Wähler NPD, keine der etablierten Parteien konnte mehr Stimmen erhalten, lediglich die “Freien Wähler” mit ca. einem Prozent mehr. Im gesamten Bundesland vervierfacht die NPD ihr Ergebnis von 2004, auf über 5%. Dies sind erschreckende und besorgniserregendere Zahlen. Die Wahlbeteiligung auf ein Rekordtief von unter 50% gefallen. In anderen Landkreisen konnten extremistische Parteien wie das neugegründete Bündnis “Arbeit, Familie, Vaterland” oder die “DSU” zweistellige Prozentzahlen erreichen.
Im schnitt wurde die CDU stärkste Partei, “Die Linke” wird zweitstärkste Kraft, die SPD rettet sich gerade so in die zweistelligen Bereiche.
Eine zweite Zahl, über die man sich Gedanken machen sollte ist 22%. So viel weniger verdienen Frauen im durchschnitt als ihre Männlichen Kollegen laut einer neusten EU-Studie in Deutschland. Damit liegen wir schlechter als der Europäische durchschnitt (15%). Das liegt nicht nur daran, das ein drittel mehr Mütter halbtags arbeiten als Väter, sondern auch daran, das Frauen noch immer nicht konsequent für die gleiche Arbeit auch den gleichen Lohn erhalten.
Im Europäischen vergleich sieht Deutschland also politisch wie sozial eher schlecht aus, aber glücklicherweise will das ja niemand wissen, denn es ist ja Europameisterschaft.

Sonntag, 18. Mai 2008

Warum ich Klatsch nicht lesen kann

Es ist ja nicht so, als ob mich die Belanglosigkeiten der Welt nicht interessierten, eigentlich interessiert mich so ziemlich alles. Es ist lediglich problematisch, wenn man es nicht versteht beim Lesen den Kopf auszuschalten und die Berichte über angebliches Verhalten der Stars und Sternchen an sich vorbeiprasseln zu lassen während man es liest. Denn erinnert man sich ein paar Tage später noch an das, was man las, so wird man sich verwirrt fragen müssen, ob neben einem Elektron noch etwas zu einem Zeitpunkt an zwei Plätzen sein kann: Scarlett Johansson.
Das Filmfestival in Cannes ist im vollem Gange, und so konnte ich es mir gegenüber rechtfertigen den Klatsch bei Welt.de zu lesen (Paraphrasiert: “Der Film ist so lala, aber was X getragen hat, und wie Y aussah…) und so laß ich wie Scarlett in der Stadt gesichtet wurde, schlampige Kleidung und mit einer Billig-Supermartkt Tüte beim Shoppen. An und für sich eine langweilige Beobachtung, wird aber interesant wenn man ein paar Tage später Spiegel.de liest. Dort dann heißt es, das Filmstudio hätte es mit Johansson gestrichen satt, weil sie zu viel Aufwand macht: neben dem Luxushotel und bereitgestellter Designergarderobe habe sie auf ein weiter entferntes Hotel sowie eigenen Makeup- und Hair-Stylisten gepocht. “So habe man auf Johanssons PR-Auftritt in Cannes verzichtet.”1 heißt es dann.
Nicht nur, das Johansson an zwei Orten ist, sie leidet dabei anscheinend auch an multibler Persönlichkeit.
Der neue Woody Allen Film, aufgrund dessen Johansson in Cannes ist (oder auch nicht) soll übrigens gut sein.

Donnerstag, 15. Mai 2008

Gerade eben

Loosly based on real events:
INT. Apotheke, Tag

Apotheker
(überfreundlich)
Einen schönen guten tag.

Ich
Hallo. Eine kleine Packung Aspirin bitte.

Apotheker
Das Original von Bayer?

Ich
(In Gedanken)
Nein, die billigen Imitate aus Tschechien.
(was ich tatsächlich sage)
Ja bitte.

Apotheker
(mit dem Gesichtsausdruck eines Mannes, der nicht
Medizin studieren durfte)
Die Packung mit 20 Tabletten erhalten sie für 4,67.
Das Mittel kann gegen Endzündungsschmerz, Gelenkschmerz
oder bekannterweise gegen Kopfschmerzen oral eingenommen
werden. Regulieren sie die Menge doch einfach
entsprechend der Stärke des Schmerzes den sie spüren
und für Fragen können sie im Beipackzettel
nachschlagen, oder einfach vorbeikommen. Sie wissen
über die Anwendung bescheid?

Ich
(Im Kopf)
Ich hätte einfach Baumrinde kauen sollen….
(in echt)
Ja, danke (reiche den 5 € Schein rüber)

Apotheker
Dann wünsche ich ihnen noch einen wunderschönen
Tag.

Person hinter mir
Eine Packung Aspirin bitte.

Apotheker
Das Original von Bayer?

Über die Information und die Auskunft

“Woher kommt eigentlich das Wort Turbo?” vieleLeute könnten diese Frage sicherlich aus dem Kopf beantworten, ich und die drei Freunde mit denen ich gestern Essen war allerdings nicht. Die Frage war bereits mit Hilfe von Wikipedia (was zwar die interessante Information liefert, dass es eine Turboschnecke gibt, aber sonst wenig hilfreich war) und Google (bei der Suche nach “Turbo” kommt man nur zu seltsamen Tuning-Seiten) angegenagen worden, aber die Antwort war nicht gefunden worden.
Wenn solche Fragen erst einmal im Raum stehen, dann ist es schwer sie unbeantwortet zu lassen. nach einigem Rätselraten dachte ich mir, wenn es sonst keiner Weiß, die Auskunft sollte es wissen, mir Auskunft geben ist immerhin ihr Job, und diese Dienste werben ja zunehmend dafür, dass sie auch Fragen abseits der Telefonnummersuche beantworten können.
11880 hat wohl effektive Werbung gemacht, auf jeden Fall war es die Nummer die mir einfiel. Eine Nette Frau meldete sich, ich stellte ihr die Frage nach der Wortherkunft von Turbo und sie begann an ihrem Computer zu suchen. Das dauerte. Nach einer Weile meldete sie sich zurück und begann mir verschiedene Bedeutungen und Vorkommnisse von Turbo zu erzählen (inklusive der Schnecke) was ich aber nicht wissen wollte, und nochmal danach fragte, wo das Wort denn herkomme. Im Hintergrund begann die Tastatur wieder zu klicken. nach gefühlten 10 Minuten (in Realität wahrscheinlich nicht mal eine, aber ich habe nicht auf die Uhr gesehen) meldet sie sich zurück: Wikipedia sage darüber leider nichts, sie könne mir also nicht helfen. Sie äußerte auch noch gewissen Unmut über meine Frage, Wörter sein eben da, die kämen ja nicht irgendwo her. Danke 11880.
Es ist ein wenig peinlich, das alles was der Auskunft zur Verfügung steht ist Wikipedia.de? Vielleicht noch Google? Heute Morgen habe ich mich dann der Frage angenommen. Im Fremdwörterlexikon nachsehen dauert wenige Sekunden, schon weiß man, das “Turbo” aus dem lateinischen kommt. Kurz bei Google nach einem Latein-Deutsch Übersetzer suchen (nochmal ein paar Sekunden), Turbo eingeben und schon ist man Fertig:
Turbo - Wirbel
turbare - zerstören, verwirren, stören
Zumindest eine Ausgabe der Duden-Reihe(oder das recht günstige Abo, um die alle Online nutzen zu können) sollte die Auskunft haben, wenn sie mehr sein will, als nur Telefonnummernsuche. Und Mitarbeiter, die simple Fragen verstehen können.

Dienstag, 22. April 2008

Happy Earth Day

Ich weiß nicht genau ob irgendwer ernsthaft Earth Day feiert, ich sicherlich nicht, aber es ist also Tag gut geeignet auf den Klimawandel einmal mehr Hinzuweisen, und dazu aufzurufen alles denkbare zu tun um der globalen Erwärmung entgegen zu wirken.
Hier also ein paar wirklich einfache Dinge, die ich bereits mache:
  • Besorgt euch Energiesparende Glühbirnen:
    Diese leuchten zwar zugegebenermaßen nicht all zu hell, und brauchen immer etwas um auf touren zu kommen, aber sie sparen enorm viel Strom und halten deutlich länger. Durch den geringeren Energieverbrauch spart man trotz des hohen Anschaffungspreises Geld.
  • Steigt um auf Ökostrom:
    Ich bin im Januar umgestiegen, es ist absolut einfach. man sucht sich Online einen Anbieter aus, füllt ein Formular aus und Fertig. Alles andere erledigt der neue Anbieter. Man hilft damit meist nicht nur der Umwelt, sondern oft auch dem eigenen Portmonnaie. Inzwischen gibt es sogar Ökogas von manchen Anbietern.
  • Keine Plastiktüten kaufen:
    Nicht nur das es finanziell unverantwortlich ist, im Supermarkt Plastiktüten zu kaufen, es schadet auch der Umwelt. Also immer dran denken Taschen mit in den Supermarkt zu nehmen. Das ist einer der Punkte an denen auch ich noch hart arbeite.
  • Mülltrennung:
    Auch hier bin ich noch am Anfang, ich trenne bereits Papier vom Restmüll, aber da ich mit den Plänen der gelbe-Säcke-Abholer nicht ganz klar komme schaffe ich es eher Selten diesen loszuwerden.
  • Licht aus:
    Wenn du den raum verlässt (und auch sonst keiner drin ist) mach das Licht aus. Klingt einfacher als es ist.
  • Heizung aus:
    Zu dieser Jahreszeit kein so großes Thema aber auch im Winter kann man versuchen weniger zu Heizen. wenn man es eine Weile macht, gewöhnt man sich gut daran.
  • Lass das Auto stehen:
    Erklärt sich von selbst. Ich benutze das Auto nie für Dinge die ich mit dem Bus oder per Fahrrad machen kann.
  • benutze Digitale Notizzettel/Kalender…:
    Dadurch wird weniger Papier weg geschmissen. Nun habe ich nicht ausgerechnet, ob das betreiben der Computer wenn man dies macht (und der Server auf denen man es macht) mehr kostet, aber da viele Computer ohnehin laufen (und die Server erst recht) vermute ich einen Vorteil
  • Eier aus Freilandhaltung, Biogemüse und kein Fleisch:
    eine Vegetarische Ernährung ist ökologisch einer nicht vegetarischen klar überlegen. Die Fleischindustrie fügt der Umwelt jährlich so erhebliche Schäden zu, dass diese durchaus mit der Flug oder Autoindustrie vergleichbar sind.
  • Das Stand By abschalten:
    Fernseher, Videorekorder und viele andere Geräte, sind, nachdem man sie mit der Fernbedienung ausschaltet nur auf Stand By, und verbrauchen dabei immer noch viel Strom. Die meisten Geräte verbrauchen sogar noch Strom, wenn sie ausgeschaltet sind. Steckdosenleisten mit Schaltern sind daher eine gute Idee um den Stromverbrauch tatsächlich zu beenden.
  • Informiere dich:
    Seiten wie climatecounts.org haben ein Ranking bezüglich der Umweltverträglichkeit von Firmen. Man sollte versuchen nichts von Firmen zu kaufen, die ein schlechtes Rating erhalten. Eines der Unternehmen mit schlechtem Rating (tatsächlich das schlechteste was ich finden konnte) Apple. Zwar bin ich Besitzer eines iPod, aber weitere Apple-Produkte werden nicht folgen!
    Ebenfals schlecht: Burger King oder die Medienkonzerne Time Warner (CNN, Warner Brothers, HBO, AOL, Warner Music, Comedy Cenral, Time Magazine, DC-Comics) und CBS (Last.fm, Showtime) sowie eBay und das für mich bis dato leider unverzichtbare Amazon.
Auf diese Tipps kommt natürlich jeder auch selbst, aber ich führe sie hier mal auf als die Dinge, die ich selbst mache. Wer weitere Ideen hat, möge sie doch in die Kommentare schreiben.

Sonntag, 6. April 2008

Charlton Heston ist Tot

Als Mensch hat er polarisiert: Der Bürgerrechtler Heston arbeitete in den Sechzigern an der Seite von Martin Luther King und marschiert 1963 nach Washington. Der Waffennar und Präsiden der NRA, Heston, vertrat gegen Ende seines Lebens immer Positionen die gerade in Europa auf Unverständniss stießen. Für seine sozialen Engagements wurde er vielfach ausgezeichnet, für seine brutale Publicity für Schusswafen von liberalen Dokumentarfilmern wie Michael Moore gebrandmarkt. Eines aber ist klar, als Schauspieler ist Charlton Heston unumstritten eine Legende. Neben Rollen als Moses, Michelangelo und Andrew Jackson spielte er in Filmen wie Planet der Affen (Original, Fortsetzung und Neuauflage), Ben Hur, The Greatest Show On Earth, El Cid, 55 Tage In Peking, Der Omega Mann, Soylent Green und Wayne’s World 2 (und das sind nur die, die in meinem DVD-Regal stehen) und vielen mehr. Er erhielt 2 Oscars und unzälige weitere auszeichnungen.
Der als John Charlton Carter am 04 Oktober 1923 geborene Schauspieler war seit 1944 verheiratet, er hatte zwei Kinder.
Am 05. April 2008 starb Charlton Heston mit 84 Jahren in Beverly Hills.

Samstag, 22. März 2008

Ich glaub ich hör nicht richtig

Da regen sich Menschen darüber auf, dass das Innenministerium zu viel Interesse an ihrem Privatleben zu haben scheint, doch die Allmachtsphantasien eines Ministers sind immerhin durch das Gesetz und ein sehr akribisches Verfassungsgericht gebremst, wer bremst die katholische Kirche? Zugegeben, das Wort eines Bischofes hat keine Gesetzeskraft, aber für viele ist es dennoch sehr bedenklich wenn ein hoher Würdenträger der Kirche glauben, es stehe ihnen zu Fernsehsendern ihr Programm zu diktieren.
Weil an den Osterfeiertagen Actionfilme wie die Stirb Langsam Reihe oder “Sudden Death” laufen, ließ sich Bischof Gebhard Fürst zur ebenso unberechtigten wie unangemessenen Kritik hinreißen “Offenbar gehen die Privatsender davon aus, dass Religion Privatsache ist und bei ihnen nicht vorkommen muss”, und führt fort dies sei “ein Angriff auf die öffentliche Ordnung”. Wenn hier irgendwas ein Angriff auf die öffentliche Ordnung ist dann, dass er sich erlaubt einem privaten Konzern Vorschriften über dessen religiöse Ausrichtung zu machen. SAt1Pro7 und Bertelsman sind keine christliche Vereinigung, genauso wenig ist Deutschland ein christliches Land. Über ein drittel der Bevölkerung sind nicht christlich, Gerade mal 5% der Deutschen besuchen regelmäßig die Kirche. Und Bischof Fürst mag das gut finden oder nicht, aber auch wir unchristlichen Deutschen sehen fern.
Und Privatsender glauben zurecht, dass “Religion Privatsache” ist. Sie sind da nicht allein, das Grundgesetz ist z.B. ihrer Meinung. Und wenn Sat 1 zu Ostern “South Park”, “Die Letzte Versuchung Christi” und satanistische Rockmusik zeigen möchte, dann können sie das tun.
Überhaupt geht mir die katholische Kirche in den letzten Tagen gehörig auf die Nerven, denn Angriffe auf das Privatfernsehen sind ja nicht das einzige, womit sie dem Normalbürger die Feiertage versauern. Da war ja auch noch die Tatsache, das der neue Papst es für nötig hielt ins Karfreitagsgebet die bitte um “erleuchtung der Juden” wieder einzubeziehen. Dort heißt es nun in der eigentlich 1970 abgeschafften (und jetzt eben wieder instituierten) Version “Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott unser Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus als den Retter aller Menschen erkennen.”
Um die Überschrift der Bildzeitung zu erweitern “Wir sind Papst - und es ist peinlich!”

Samstag, 8. März 2008

Giving “them” a reason

George Bush, noch Präsident der USA, sagt es so oft und gerne wie andere Republikaner, und viel zu oft auch Demokraten: “They hate us for our way of life” oder “They hate us for our fredom”. An Tagen wie Heute, wo so klar ist woher Hass kommt, erscheint diese Aussage wie Sarkasmus.
Heute hat der Präsident der USA ein Gesetz mit einem Veto abgelehnt, dass Agenten der CIA bestimmte drastische Foltermethoden verboten hätte, die allen anderen (z.B. dem Militär) schon verboten sind. Darunter das sogenannte “Waterboarding” bei dem man einem Gefangenen glauben lässt, er würde ertrinken, das Verbinden der Augen oder Berauben anderer Sinne der Gefangenen um ihnen glaubend zu machen ihr Leben sei in Gefahr ohne das dies der Fall ist, Gefangene auszuziehen um sie zur Erniedrigung sexuelle Handlungen imitieren zu lassen, die Gefangen zu schlagen oder sie elektrischen Schocks auszusetzen, ihnen Brandwunden zuzuführen, oder ihnen glaubend zu machen, sie würden hingerichtet sowie ihnen Nahrung und Trinken vorenthalten (oder irgend etwas derartiges anzudrohen). Offensichtlich übelste physische und psychische Foltermethoden.
Es erscheint lächerlich auch nur darüber zu reden derartiges tatsächlich mit Menschen zu machen, es erscheint noch lächerlicher, dass jemand, der behauptet er verteidige Freiheit, derartige Praktiken mit einem Satz wie “The bill Congress sent me would take away one of the most valuable tools in the war on terror”1 denn eines ist klar: Folter ist Terror.2
Die verdrahtete und abscheuliche Weltanschauung dieser Menschen kann einem nur sorgen machen, die Dinge sagen wie “We created alternative procedures to question the most dangerous al Qaeda operatives, particularly those who might have knowledge of attacks planned on our homeland”. Insbesondere das “might” ist so beängstigend. Denn sogar Bush weiß, manchmal wird man einen unschuldigen foltern, denn die Idee dahinter ist ja, mit Sicherheit sagen zu können ob jemand etwas weiß.
In den USA wird viel darüber diskutiert, das Folter nicht wirkungsvoll sei, weil die Information die man erhält nicht zuverlässig ist. Es wird derart darüber geredet, weil auch die Demokraten nicht aussehen wollen, als seien sie “soft on terror”. Die viel wichtigere Botschaft geht dabei leider verloren: Es ist niemals richtig, es ist niemals angebracht und es ist niemals moralisch.
Genauso wenig wird darüber geredet, dass mit der Anwendung solcher Taktiken der Terrorismus, gegen den man zu kämpfen glaubt, sein Ziel, nämlich die Einschüchterung und Veränderung der terrorisierten Gesellschaft, erreicht hat.
Spannenderweise war es einer der Gründerväter der USA der die passenden Worte gefunden hat, Benjamin Franklin: “They that can give up essential liberty to obtain a little temporary safety deserve neither liberty nor safety.”

Sonntag, 2. März 2008

Als das Fernsehen aus dem Fernseher kletterte

Youtube.com und co. werden immer als Beispiele genommen, dafür, dass Fernsehen nicht mehr im Fernseher geschieht, dass jeder sich sein eigenes Program zusammenstellt, und zu einem Grad ist dies sicher richtig, aber Fakt ist, die Qualität der für Youtube und ähnliche Formate produzierten Videos ist mit der, die im Fernsehen gefunden wird nur selten zu vergleichen. Die Ideen sind vorhanden, vieles auf Youtube ist genial, aber die Production Value ist meist einfach nicht das, was eine Fernsehproduktion hätte, das liegt schlicht und einfach am Geld und an der Zeit.
Doch es gibt viel bessere, viel passendere Beispiele dafür, dass Jeder Fernsehen machen kann, das jeder es sich ansehen kann wann er will, und das heute viel mehr um eine Serie herum geschieht. Das alte Model, in welchem der Zuschauer zuhause saß und sich mit neuen Folgen füttern ließ wann immer sie über den Bildschirm flatterten stirbt, und einige Showrunner traditioneller Shows tun ihr bestes auf diese neuen Konsumwege einzugehen. J.J. Abrams „Lost“ veröffentlicht zwischen den Staffeln im Internet kurze Filme und erstellt Websites für Fiktive Firmen, an denen sich Fans erfreuen können, und die dem Zuschauer kleine Tipps geben. Auch die SciFi Serie „Battlestar Galactica“ ließ sogenannte Webisotes, wenige Minuten lange Episoden, die zusammen eine Handlung ergeben und im Internet angesehen werden können, zwischen der zweiten und dritten Staffel veröffentlichen.
Einen Schritt weiter gehen andere Serien. Sie finden komplett im Internet statt, meist auf einer eigenen Website, erscheinen (mehr oder weniger) regelmäßig neue Folgen, eine Comunity ist direkt in die Seiten eingebaut, die sich mit der Show und verwanden Themen beschäftigt. Die Professionalität dieser Sendungen ist unterschiedlich, auch der Ton und die Absichten der Produzenten. Ein Unterschied ebenen, der die Stärke des Internets ausmacht. Jeder kann sich versuchen.
Das beginnt bei Fans der alten „Star Trek“ Serie, die seit Jahren in mühsamer Kleinarbeit neue Episoden drehen. Das begann noch relativ simpel, und während der Pilotfilm ihrer Serie „Star Trek – New Voayges“ für eine Produktion von Fans sicherlich Maßstäbe setzte, so war sie gemessen an professionellen Material eher lächerlich. Inzwischen heißt „New Voyages“ „Star Trek – Phase II“ die Autoren und Schauspieler sind professioneller, viele der alten Helden, darunter George Takai und Walter Konig haben ihre alten Rollen wieder aufgegriffen, um in einer Folge dabei zu sein. „Star Trek- Phase II“ ist manchmal besser, als es die Serie in den 60ern war.
Doch während diese Serie völlig unkommerziell bleibt, um Titel wie „Star Trek“ überhaupt benutzen zu dürfen, so gibt es auch gewinnorientierte Produktionen um Netz, die sich der Zuschauer (weitgehend) umsonst ansehen kann. Die zwei relevantesten wohl „Quarterlife“ und „Sactuary“. Zwei Serien wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, und dennoch gemeinsam Vorläufer eines Trends, der sich in den nächsten Jahren sicherlich erheblich verstärken wird.
Die Episoden der Serien erscheinen regelmäßiger als bei „Phase II“, was auch damit zu tun hat, dass ein bezahltes professionelles Team hinter den Produktionen steht. Die Episoden sind recht kurz, aber länger als die üblichen Video-Schnipsel die man bei Youtube findet. Zwischen zehn und zwanzig Minuten scheint sich zu etablieren. „Quarterlife“- Sendungen kann man im Internet kostenfrei angesehen, allerding gibt es bei „Sactuary“ nur die Möglichkeit jede Folge für weniger Dollar in HD-Quallität oder normalen Video Format herunterzuladen.
Was die beiden Serien so unterscheidet ist ihr Inhalt. „Quaterlife“ ist die klassische Soap. Mittzwanziger leben gemeinsam, verfolgen ihren Traum, verlieben sich, trennen sich. Das ganze eingespannt in den Videoblog der Hauptfigur. Das Ganze ist hoch professionell aufgezogen und bietet abgesehen vom Vertriebsweg wenig Neues. Dennoch, „Quaterlife“ ist absolut unterhaltsam, und vertritt ein Genre, das in den Neunzigern mit „Dawsons Creek“ oder „My So-Called Life“ seine Blüte fand, und heute im Fernsehen nicht mehr so prominent ist. Die Produzenten der Serie bringen reichlich Erfahrung mit, Marshall Herskovitz und Edward Zwick waren für Serien wie „thirtysomething“ oder das oben genannte „My So-Called Life“ verantwortlich. Allerdings muss die Produktion derzeit um eine zweite Staffel Bangen, das Finanzierungskonzept ist wohl weniger ausgefeilt als es schien.
„Sactuary“ ist eine klassische Sci-Fi, Mystery Serie über Parallelwelten. So ziemlich jeder Verantwortliche kommt von Stargate, und auch die Idee zur Serie (Sowie das Drehbuch für die ersten Folgen) stammt von Damien Kindler, der zum festen „Stargate: SG1“ und „Stargate: Atlantis“ Team gehörte. Die Hauptrolle der Serie spielt Amanda Tapping, wohl am besten bekannt durch ihre Rolle als Sam Carter in „Stargate SG1“. Wie auch „Quarterlife“ bietet die Website www.sactuaryforall.com reichlich Comunity, ein Comic zur Serie und sogar ein Rollenspiel in welchem die Nutzer in das Universum der Serie eintauchen können. Dadurch, dass die Episoden nicht kostenfrei erhältlich sind, ist die Popularität der Serie aber deutlich geringer.
Dies sind nur einige wenige Beispiele und zahllose mehr beginnen Woche für Woche im Internet ihre Existenz. Viele von ihnen halten lediglich für eine Folge, viele werden an der Finanzierung scheitern, doch eines ist klar, hier beginnt etwas, und wer jetzt nicht dabei ist, verpasst vielleicht einen großen Schritt in der Entwicklung serialisierter Unterhaltung.

Donnerstag, 28. Februar 2008

Convention, Discussion, Election… A Guide To US-Democaracy

In meinem zweiten Eintrag der Reihe “A Guide To US-Democracy” waren die Kandidaten und Delegierten bis zu National Convention gekommen. Die Frage, was dort geschieht, und insbesondere was danach, in den letzten zwei Monaten bis zur eigentlichen Wahl des Präsidenten geschieht, wurde noch nicht geklärt.
Eine Convention beginnt üblicherweise mit einer Eröffnungsrede, diese ist Entweder von einem alten Hasen im Geschäft, oder einem jungen aufstreben Politiker. Üblicherweise ist diese Rede wenig spezifisch, aber dafür rhetorisch sehr schön. Bei der letzten Convention der Demokraten vor vier Jahren, hielt Barack Obama diese Rede, es wahr das wohl meist beachtete Ereignis der Versammlung.
Bei den Republikanern wird die Große Rede am ersten Tag wohl von George W. Bush kommen, er wird, wie es üblich ist für einen Präsidenten nach der zweiten Amtszeit, diese Rede halten.
Es folgen Unmengen von weiteren reden, am Ende wird gewählt, und der Kandidat hält eine rede. Dazwischen machen die Tausendschaften von Delegierten ordentlich Werbung für den Kandidaten und die Partei im fernsehen Radio und Web, und halten Schilder hoch. Dazu kommen viele Prominente und normalerweise ein paar Demonstranten.
Das ganze ist üblicherweise nicht all zu spannend, denn alles läuft auf ein sicheres Ziel hinaus, es ist meist Klar, wer gewählt werden wird, letztes mal z.B. wahr nach kurzer Zeit klar, das es Kerry und Edwards bei den Demokraten sein würden und George W. Bush eine zweite Amtszeit anstreben würde. Dieses Jahr allerdings, könnte das ganz anderes aussehen.
Wenn das geschieht, und vor der Convention noch nicht klar ist, wer die Nominierung der Partei erhält spricht man von einer “Brokered Convention”, einem seltenen und potentiell auch gefährlichem Ereignis für eine Partei, denn es besteht die Gefahr dabei Zerstritten und umwählbar zu wirken. Den Demokraten droht so etwas dieses Jahr, denn so wie es aussieht haben wahrscheinlich weder Obama noch Clinton scheinen die notwendige Mehrheit zu erhalten.
Wie also geht eine Convention wenn man nicht weiß, wer der Kandidat ist. Um es leicht zu machen, man wählt so lange bis irgendwann einer die Mehrheit hat. Dabei können auch dritte mitten drin beschließen sich doch zur Wahl zu stellen, Delegierte wie Superdelegierte dürfen ihre Meinungen ändern… Alles ist möglich. Im Grunde genommen werden mehre Wahlgänge gemacht, dazwischen versuchen die Kandidaten und ihre Leute Delegierte mit Job-Angeboten oder ähnlichem davon zu überzeugen, dass sie der beste Präsident währen.
Irgendwie wird am Ende ein Nominierter dabei raus kommen.
Dieser darf sich nun in die teuerste Schlammschlacht der Welt stürzen, den Wahlkampf. Dabei werden sich die Demokraten und die Republikaner wie immer auch drittorganisationen bedienen, welche die besonders hinterhältigen Attacken gegen den politischen Gegner durchführen dürfen. Man wird mindestens einmal in einer TV-Debatte miteinander diskutieren, sie werden durch die Städte touren, sie werden Reden halten und Werbespots in allen wichtigen Märkten des Landes ausstrahlen. Das ganze wird jeden der Kandidaten sicherlich mehrere hundert Millionen kosten, insgesammt sicherlich über eine Milliarde Dollar.
Und dann, alle 4 Jahre am Dienstag nach dem ersten Montag des Novembers ist die Wahl, die “General Election”. Diese Regelung ist derart kompliziert, damit es niemals der 01.11 sein kann, denn das währe direkt nach Halloween. Die Wahl ist also immer zwischen dem 02.11 und 08.11 des Wahljahres. Das Wahlen überhaupt an Dienstagen, und nicht an Sonntagen, wie hierzulande Üblich, stattfinden ist historisch begründet. Am Sonntag gingen die Leute in die Kirche, am Montag dann setzten sich die Wahlwilligen auf ihre Kutsche und führen an den Wahlort, das konnte in der Frühzeit der USA durchaus mal einen Tag dauern. Am Dienstag dann wählten sie, und kehrten am Mittwoch nach Hause zurück. Heute natürlich gibt es keine Notwendigkeit mehr für den Dienstag als Wahltag, aber Tradition ist nun mal Tradition.
Die Wahl zum Präsidenten der USA ist nicht wirklich eine direkte Wahl, auch wenn deutlich direkter als bei uns. Auch hier werden wieder Delegierte, die sogenannte Wahlmänner (”Electors”), wieder von erheblicher Bedeutung sein. Anders als bei den Caucuses und Primaries werden diese in den meisten Bundesstaaten (Maine und Nebraska sind die Ausnahme) nicht mehr Proportional nach den Stimmen vergeben, sondern grundsätzlich gehen alle Wahlmänner eines Bundesstaats an den Kandidaten, der dort die Mehrheit hat, sei es auch nur ein Wähler.
Es gibt 538 solche Wahlmänner und sie stellen den “United States Electoral College” dar. Ihr Job ist es sich alle vier Jahre Abzustimmen, sie befinden sich dabei am selben Tag in ihren jeweiligen Bundesstaaten, sie treffen sich nicht. Dabei stimmen sie getrennt für den Posten des Präsidenten und des Vize-Präsidenten ab. Doch bevor sie dies tun, müssen sie gewählt werden.
Es ist der Verfassung jedes Bundesstaates selbst überlasen, die Details für die Wahl festzulegen, aber es läuft üblicherweise auf folgendes hinaus: Jeder registrierte Wähler des Staates ist gebeten zu den Urnen zu gehen und für einen der Kandidaten (Es sind normalerweise nicht nur zwei, sondern auch eine Reihe Kandidaten von kleineren Parteien) zu stimmen.
Die Menge der Wahlmänner die aus einem Staat entsannt werden, werden ungefähr nach der Größe der Bevölkerung de jeweiligen Bundesstaates bestimmt. Genauer: Jeder staat hat so viele Wahlmänner wie er Kongressabgeordneten und Repräsentanten im House hat, lediglich in Washington DC sind es Drei, unabhängig von der Bevölkerung. Da jeder Staat 2 Kongressabgeordnete hat, ist die Menge der House-Repräsentanten entscheidend. Jedes Jahrzehnt wird dabei erfasst wie viele Leute in einem Bundesstaat leben, und die Nummer der Repräsentanten neu errechnet.
Bei der Wahl der Wahlmänner müssen 270 für einen Kandidaten wählen, damit dieser im Januar Vereidigt werden kann. Schafft das keiner der Präsidentschaftskandidaten, so wird der Vizepräsidenten Kandidat zum Präsident, kann auch dieser nicht bestimmt werden, wird der “Speaker Of The House” ernannt. So etwas kommt eigentlich nicht vor , ist aber Möglich, denn die USA ist das einzige Land, in welchem ist Möglich ist, dass gewählte Wahlmänner ihren Auftrag nicht erfüllen.
Das ganze ist unglaublich kompliziert, und im Detail kann man das hier nicht durchgehen, aber der Wikipedia-Eintrag ist sehr gut.
Wenn ein Präsident gewählt wurde ist er allerdings noch nicht Präsident, erst Wochen später treffen sich die Repräsentanten und stellen fest, dass es einen Sieger gab, im Januar dann leistet der neue Präsident seinen Schwur ab (üblicherweise mit der Hand auf die Bibel, aber das ist kein Gesetz).
Und das war’s. 4 Jahre später beginnt das ganze von vorne.

Freitag, 15. Februar 2008

Keine Worte

Noch weiß keiner so genau was geschehen ist, heute an der Northern Illinois University, aber soviel scheint sicher: Ein Mann hatte am Nachmittag das Feuer auf Studenten und andere Personen an der Uni eröffnet, es gab mehrere Verletzte, der Schütze ist Tod. Es ist bei weitem nicht der einzige Vorfall dieser Art in den letzten Tagen und Wochen, doch es ist so weit zum Alltag verkommen, kaum jemand schreibt mehr darüber. Vor 2 Tagen schoss ein 17 Jähriger in Tennessee auf einen Mitschüler, und verletzte diesen lebensgefährlich, nur 3 Tage davor, erschoss eine Studentin in Louisiana zwei Frauen und dann sich selbst, am Tag davor erschoss ein Mann seine Frau, die Lehrerin war, und danach sich selbst, vor den Augen ihrer Schüler, davor, am selben Tag, erschoss ein Mann in einem Rathaus in Missouri sieben Menschen, später noch sich selbst. Und dass sind nur einige der tragischen Fälle der letzten Woche in öffentlichen Gebäuden.
Es geht mir, angesichts solcher Ereignisse, nicht in den Kopf, dass sich kein Kandidat im Kampf um die US-Präsidentschaft findet, der ein klares “Nein” zu Waffen formuliert. Wie es sein kann, dass eine Mehrheit der US-Amerikaner es für richtig hält, den Zugang zu Waffen derartig uneingeschränkt zu lassen. Es entzieht sich meiner Vorstellungskraft, dass Menschen ein Verfassungsrecht, für das es keinen praktischen Grund gibt, höher werten als das Leben und die Gesundheit ihrer Mitmenschen. Ich habe keine Erklärung, für den Spaß an Waffen, kann nicht einmal ansatzweise nachvollziehen warum Jagen ein Sport sein soll. Ich will, und ich kann nicht akzeptieren, dass die Menschen, die in Illinois, Tennessee, Louisiana, Missouri und überall sonst in den USA, verletzt und getötet wurden notwendige Opfer sind, im Kampf um das Recht sich zu bewaffnen.
Es kann in einer modernden Gesellschaft kein recht auf Waffen geben. Für manche Berufsgruppen entsteht zwangsläufig eine Pflicht zum Tragen einer Waffe, aber das Recht sich zu bewaffnen steht im krassen Gegensatz zu einer Gesellschaft, die in ihren Grundsätzen auf dem Respekt vor dem anderen Individuum und dem streben nach Glück fußt.
Doch an ein Umschwung in den USA ist trotz all dieser grausamen Taten nicht zu denken, solange die einen mit geschmackloser Heldenromantik und gehirnbefreiten Wahlkampfsprüchen die Waffenlobby für sich begeistern, und die anderen aus Angst um Stimmen klein bei geben. Für Barack Obama, Senator aus Illinois, werden dies in vielen Punkten wichtige Stunden seiner politischen Kariere, Stunden in denen er vielleicht zumindest einen Schritt in die richtige Richtung machen könnte
Heute bleibt mir nur zu hoffen, dass die Verletzungen nicht zu ernst sind, und überlasse das Reden jemandem, der es so viel besser kann als ich, Aaron Sorkin:
http://www.youtube.com/watch?v=XQWxgnFc1fk (Aus “The West Wing - 20 Hours in America”)

Mittwoch, 23. Januar 2008

Heath Ledger tot

28 Jahre alt war Heath Ledger, als er gestern Morgen in einem New Yorker Apartment gefunden wurde. Der Star aus Filmen wie “The Brothers Grimm” und “A Knights Tale” hatte erste Aufmerksamkeit mit dem Film “10 Things I Hate About You” erregt. Für seine Rolle in “Brokeback Mountain” hatte er vor zwei Jahren eine Nominierung für den Oscar erhalten. Größte Berühmtheit wird er aber wohl eine Rolle bedeuten, die der Öffentlichkeit noch nicht vorgestellt wurde: Ledger spielt den “Joker” im demnächst erscheinenden Film “The Dark Knight” dem Sequel zu “Batman Beginns”.
Sein Tod ist anscheinend ein Resultat eine Überdosis Tabletten. Ledger hinterlässt eine Tochter, deren Mutter seine Ex-Frau Michelle Williams (”Brokeback Mountain”, “Dawsons Creek”) ist.

Donnerstag, 10. Januar 2008

Captains, Penalties, Super-Tuesday… A Guide To US-Democaracy

Also zum zweiten Teil meines “Guide To US-Democracy” wo ich durch die Ereignisse der US Wahl führe. Wenn du den ersten Teil verpasst hast, in welchem ich Caucuses und Primaries erkläre, den gibt es hier.
Wenn man sich die Kernbegriffe des heutigen Artikels ansieht, so wird man erst einmal an Sport denken. Aber es geht auch weiterhin nur um den Prozess einen Präsidentschaftskandidaten aus jeder Partei zu extrahieren. Erst einmal möchte ich einen Begriff nachtragen. Den des sogenannten “Precinct Captains” (Fans von “The West Wing” mögen sich erinnern, das VP Hoines anfang der vierten Staffel Probleme macht, in dem er solche frühzeitig für sich gewinnt), dessen Rolle ist in einem Caucus nämlich durchaus relevant. Er ist der Anführer der Gruppe für einen bestimmten Kandidaten. Das heißt pro Precinct gibt es pro Kandidaten eine solche Person. Diese sind durchaus wichtig, denn wenn ein Kandidat unter 15% gekommen ist, und dessen Unterstützer sich einen anderen Kandidat suchen müssen, so ist es meist Aufgabe der Captains diese freien Delegierten zu überzeugen.
Doch kommen wir zum Eigentlichen Thema für heute: Den National Conventions und der Frage wer dort alles hin geht. Eigentlich senden die Bundesstaaten der USA, nachdem sie festgelegt haben, wen ihre Bürger unterstützen Delegierte entsprechend ihrer Population in die Convention. Dies erscheint auch nur Fair, ist dieses Jahr aber nicht unbedingt der Fall, und dass ist, wo Penalties relevant werden.
Denn gegen den Willen der Partei haben einige Bundesstaaten sich gegen den Festgelegten Kalender der Vorwahlen gewendet (darunter Wyoming, die vor einiger Zeit bereits eine Primary hatten) um dies zu unterbinden zieht die Partei diesen Staaten delegierte ab. Viele Seiten, die Delegierte zählen ignorieren dies, da man ein wenig davon ausgeht, das die Parteien noch vor der National Comvention diese Strafen wieder Rückgängig machen. Manche Seiten zählen beides. Ich werde mich bemühen die Penalties einzubeziehen solange sie gelten.
Doch Penalties hin oder her, es gibt ein Datum, dass die national Convention beider Parteien bestimmen wird, wie kein anderes: der 05. Februar 2008, auch Super Tuesday genannt. 25 Primaries /Caucuses finden an diesem Datum statt, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ist das Rennen um die Kandidatur nach diesem Datum entschieden. Doch wenn nicht, auch danach finden noch reichlich Vorwahlen statt.
Im August/September kommt dann die Convention selbst. Der Kandidat ist zu diesem Zeitpunkt üblicherweise entschieden und das ganze ist ein gigantisches Medienspektakel, besonders spannend ist es aber natürlich dann, wenn noch nicht entschieden ist wen die Teilnehmer wählen werden. Wer das bisherige gelesen hat, wird sich Fragen, wie kann es sein, dass man vorher nicht weiß, wer gewählt wird, haben doch die Staaten Delegierte entsannt, die für einen bestimmten Kandidaten wählen werden. Zwar ist richtig, dass viele der Delegierten einem Kandidaten zugeordnet werden können (man spricht von “pledged delegates”) aber zu diesen Delegierten kommen noch eine ganze reihe anderer Teilnehmer. Das Vorgehen bei diesen Conventions ist bei den Beiden Parteien leicht unterschiedlich.
  • Bei den Demokraten sind beim Parteitag, der 25. bis 28. August in Boston stattfindet werden 4049 Delegierte Teilnehmen (2025 reichen also für ein Sieg), wobei auch diese Zahlen leicht variieren, je nachdem ob man Penalties einrechnet. 3253 Dieser Delegierten sind pledged, sollten also für einen bestimmten Kandidaten wählen. Auch diese allerdings können sich umentscheiden, insbesondere wenn ihr Kandidat aus dem Rennen fällt.
    Die restlichen 796 Delegierten sind die sogenannten “Superdelegates” also Superdelegierte. Diese Delegierten stehen von Anfang an Fest, es sind wichtige Parteizugehörige, Senatoren, Congressmen und ehemalige Präsidenten. Sie müssen ihre Präferenz für irgend einen Kandidaten nicht erklären, oft ist aber bekannt für wen sie stimmen.
    Die Superdelegierten gehören auch immer irgend einem Bundesstaat zu, so Hat New Hampshire z.B. Insgesamt 27 Delegierte zu verteilen, davon 22 normale, und 5 Superdelegierte.
  • Bei der republikanischen Partei ist das Verfahren ähnlich, die Spezifika und Begriffe aber etwas unterschiedlich. Der gesamte Parteitag hat nur 2380 Teilnehmer, man unterscheidet dabei pledged- und unpledged delegates. Die pledged delegates erfüllen die selbe Funktion, und werden auf die selbe Art gefunden wie bei den Demokraten, über Primaries und Caucuses, die unpledged delegates sind eigentlich das, was bei den Demokraten die Superdelegierten sind. Der Offizielle begriff für diese gruppe ist übrigens unpledged RNC member delegates (RNC = Republican National Comittee).
Und so setzten sich dann also die Conventions der Parteien zusammen.
Was dann auf diesen Versammlungen geschieht, und erst recht, was danach, werde ich das nächste mal durchgehen.

Donnerstag, 3. Januar 2008

Caucus, Primary, Convention, Deligates… A Guide to US-Democracy

In nächster Zeit wird es viel in den Medien sein. Die Vorwahlen der beiden großen Parteien in den USA. Der Wahlkampf ums Präsidentenamt. Wie in allen Ländern sind die regeln der Demokratie auch in den USA nicht ganz einfach, und obwohl es ein Thema ist, mit dem ich mich schon eine Weile beschäftige bin ich weit davon entfernt alles verstanden zu haben.
Dieses Jahr aber, werde ich mir die Mühe machen so viel zu verstehen wie möglich, und wenn ich schon dabei bin, kann ich die Gelegenheit doch gleich nutzen den Prozess im Detail hier zu beschreiben.
Bevor es los geht noch eine kleine Anmerkung: Ich bin wirklich kein Experte auf dem Gebiet. Ich bemühe mich um Korrektheit der fakten Fehler können sich aber an verschiedensten Stellen eingeschlichen haben.
Was also passiert gerade in den USA. Fangen wir ganz vorne an. Alle 4 Jahre wählen die US Amerikaner ihren Präsidenten in einer (fast) direkten Wahl. Dies unterscheidet sich deutlich von der Art in der wir deutsche unseren Präsidenten wählen. Da der Präsident in den USA auch deutlich mehr Macht hat, als in Deutschland ist die Wahl auch besonders hart umkämpft. Der gesamte Wahlkampf eines Kandidaten wird diese Jahr mehrere 100 Millionen Dollar kosten. Kandidaten von verschiedensten Parteien bewerben sich um das Amt, darunter auch z.B. kommunistische Parteien, Anarchie Parteien, rechtsradikale, Umweltschützer, Comedians und jede andere politische Richtung. All diese Parteien sind aber in den USA komplett Irrelevant. Zwei Parteien dominieren das System in den USA vollständig die Demokraten und die Republikaner.
Da ein Präsident nur ein mal wiedergewählt werden kann, und der Republikaner George W. Bush, der derzeitige Präsident der USA, bereits vor 4 Jahren wiedergewählt wurde, müssen nun beiden Parteien entscheiden wer ihr Kandidat sein wird. Dies geschieht in jedem der 50 Bundesstaaten unterschiedlich, aber generell werden zwei Begriffe besonders häufig auftauchen: Caucus und Primary.
Bei beiden Begrifen handelt es sich um eine Art parteiinterne Wahl, die in den Bundesstaaten stattfindet. Heute Nacht (03.01.2008) findet in Iowa der Caucus beider Parteien statt, in ein par Tagen ist in New Hampshire eine Primary).
Was ist also ein Caucus. Die Wörtliche Übersetzung, so sagt der Franklin-Translator, ist eine Parteiführungsversammlung ein Wahlausschuss oder eine Clique. Das trifft es nur sehr ungefähr. Am besten lässt es sich wohl erklären, wenn man dass Vorgehen heute Nacht in Iowa beschreibt: Am Abend werden sich in den sogenannten Precincts (Bezirken eines Bundesstaates, allein der 3 mio Einwohner Staat Iowa hat 1784 solche Distrikte) Leute die einer bestimmten Partei angehören in Wohnhäusern, Comunitycentern oder Sporthallen treffen, und über ihre Kandidaten diskutieren. Dabei ist jeder Teilnehmer Unterstützer eines bestimmten Kandidaten(manchmal klar erkennbar, manchmal geheim). Dann beginnen die Abstimmungen über Delegierte die an die County-Conventon (Eine Parteiversammlung auf Landkreis Ebene) geschickt werden. Wie abgestimmt wird, ist dabei ziemlich beliebig. In manchen Saaten gibt es Wahlzettel, die Demokraten in Iowa stellen sich in bestimmte dem Kandidaten zugeordnete Bereiche des Raumes, bei den Republikanern ist die Wahl geheim. Zu diesem Zeitpunkt sortieren sich in den Precinct die ersten Kandidaten aus, wer in einem Caucus keine 15% erhält, kann aus diesem Precinct keine Delegierten an die Count-Convention senden(Der Fachbegriff ist “non-viable”). Die potentiellen Delegierten, deren Kandidaten nun “non-viable” sind, müssen sich nun einem anderen Kandidaten Pre-Election Structurezuordnen. Dabei haben zumindest schwächere Kandidaten manchmal bereits bekant gegeben, wer von ihren Unterstützern als zweite Wahl unterstützt werden soll. Nun hat also jeder verliebenden Kandidat mehr als 15% Unterstützung. Nun teilt das Precinct die Menge an Delegierten, die es an die County-Convention schickt so auf, wie sich die Unterstützung dort aufteilt und schickt entsprechende Delegierte zu dieser Convention. Nun würde man denken, dass die Prozentzahl dort nur noch ein Rechenspiel ist, aber tatsächlich kann es sein, dass ein Delegierter seine Meinung ändert (obwohl er nicht sollte). Viel häufiger allerdings geschieht es, dass zwischen Caucus und Convention (oder zwischen den Conventions) Präsidentschaftskandidaten aufgeben. Ihre Delegierten teilen sich dann auf. Dazu kommen noch verschiedene andere Regeln der Conventions, aber dazu Später.
Die Wahlbeteiligung bei diesen Ereignissen ist üblicherweise relativ gering (wie überhaupt bei Wahlen in den USA).
Ersteinmal zum zweiten wichtigen Begriff, der Primary. Um eine Primary zu verstehen, muss man erst eine Besonderheit des US Wahlsystems verstehen. Um Wählen zu können muss man sich registrieren, man spricht von “registered voter”, bei dieser Registrierung hat man die Möglichkeit seine Affiliation zu einer Partei auf den Anmeldebogen zu schreiben. Hat man dies getan, so hat man die Chance am Vorwahlprozess dieser Partei teilzunehmen. Das heißt, dass man bei Primaries in dem Bundesstaat, in dem man registriert ist, abstimmen darf. Das ganze funktioniert wie jede andere Wahl auch, man geht zu einer Wahlkabine in der nähe, erhält einen Stimmzettel mit den Kandidaten seiner Partei und wählt. Üblicherweise hat man eine Stimme.
Unter den Primaries muss man nun noch zwei verschiedene Arten unterscheiden. Üblicherweise ist es so, dass der Bundesstaat die Primary organisiert, und damit Überparteilichkeit und Fairness garantiert, zudem fallen die Kosten nicht auf die Partei. In seltenen Fällen wird die Primary aber auch von der Partei organisiert.
Des weiteren ist die Art und Weise der Primary wichtig. In den meisten Fällen dürfen nur für die Partei registrierte Wähler abstimmen, adereorts müssen sie nur direkt vor der Wahl entscheiden. Wikipedia führt folgende Klasifikation auf:
  • Closed. Voters may vote in a party’s primary only if they are registered members of that party. Independents cannot participate. Note that due to the appropriation of the term “independent” by some political parties, the term “non-partisan” is often used to refer to those who are not affiliated with a political party.
  • Semi-closed. As in closed primaries, registered Republicans and Democrats can vote only in their own party’s primary. Semi-closed systems, however, allow unaffiliated voters to participate as well. Depending on the state, independents either make their choice of party primary privately, inside the voting booth, or publicly, by registering with either the Republican or Democratic Party on Election Day.
  • Open. A registered voter may vote in any party primary regardless of his or her own party affiliation. When voters do not pre-register with a party before the primary, it is called a pick-a-party primary because the voter can select which party’s primary he wishes to vote in on election day. Because of the open nature of this system, a practice known as “raiding” may occur. “Raiding” consists of voters of one party crossing over and voting in the primary of another party. Although no cases can be shown where this has happened successfully, the theory is that opposing party members vote for the weakest candidate of the opposite party in order to give their own party the advantage in the general election.
  • Semi-open. All voters may vote in any single primary, but must publicly declare which primary they will vote in before entering the voting booth. Typically this declaration is accomplished by requesting a ballot. In many states with semi-open primaries, election officials record each voter’s choice of party and provide the parties access to the information.
  • Blanket. No longer in use, except in Louisiana, where a modified version is used. This system allowed voters to vote for one candidate per office, regardless of which party they were a member of.
  • Run-off. A primary in which the ballot is not restricted to one party and the top two candidates advance to the general election regardless of party affiliation. (A runoff differs from a primary in that a second round is only needed if no candidate gains a majority in the first round.)
Unabhängig davon, wer die Organisation übernimmt, in den Primaries wird festgelegt welche Delegierten aus dem Staat direkt zu National-Convention geschickt werden. Das heißt, die Staaten, in denen es Primaries gibt, sparen sich die County-Conventions, District-Conventions und die State-Conventions. Wohl auch aus diesem Grund, aber besonders weil eine Primary einfach demokratischer ist, ist das Caucus System eher selten geworden. Die deutliche Mehrheit der Bundesstaaten führen Primaries durch.
In jenen Staaten, die sich einen Caucus leisten folgen nach diesen die County Conventions. In Iowa gibt es 99 solche Countys, das heißt, auch 99 County Conventions, bei denen dann ein weiteres mal abgestimmt wird, nachdem Reden gehalten und Diskussionen geführt wurden. Von dort werden dann, je nach Größe des County, wieder Kandidaten an die Congressional District-Conventions geschickt werden und welche an die State Conventions. Dabei spielt für die Präsidentschaftswahl nur die State Convention eine wirkliche Rolle, sie beschließt die Delegierten für die National Convention. Bei den Congressional District Conventions geht es um die Kandidaten für den Kongress, für den parallel zur Präsidentschaftswahl auch eine Wahl stattfindet.
Bei den National Conventions, die üblicherweise drei bis vier Tage lang sind, wird endgültig der Präsidentschaftskandidat einer Partei gewählt. Dies geschieht dieses Jahr für die Demokraten Ende August, kurz darauf (Anfang September) bei den Republikanern. Üblicherweise sind von den Vielen Kandidaten zu diesem Zeitpunkt kaum welche Übrig, oft sogar nur einer. Sollten aber zwei oder mehr Kandidaten ernsthaft im Rennen sein, so kann, weil sich so viele Delegierte aus verschiedensten taktischen Gründen umentscheiden könnten. man sollte aber nicht mit so etwas rechnen, das letzte mal, das bei einer National Convention nicht von Anfang an klar ist, wer gewinnt, war 1976.
Nun, das war jetzt schon nicht ganz einfach, doch es wird noch viel Komplizierter. Im nächsten Eintrag werde ich mich der Frage widmen, was Superdelegierte (Superdelegates) sind, und warum manche Bundesstaaten eben doch nicht Delegierte entsprechend ihrer Anwohnerzahl zu National Convention entsenden dürfen. Und natürlich mit den Ergebnissen des Iowa Caucus.