Dienstag, 24. August 2010

Kevin ist kein Name, sondern eine Wiederholung

Stern und Spiegel schreiben heute darüber, dass Schüler, die Kevin heißen, unter den Vorurteilen von Lehrern leiden müssen und schlechtere Noten bekommen. Das mag sein, eine Studie der Universität zu Oldenburg scheint dies, so beide Artikel, die in einer wunderbaren Demonstration der deutschen Pressevielfalt "Kevin bekommt schlechtere Noten"(Stern.de) und "Kevins bekommen schlechtere Noten" (Spiegel Online) heißen, nahezulegen. Gut, dass es das Sommerloch gibt. Kevin wusste dies aber sicher bereits, denn schon vor fast einem Jahr stellte die Universität zu Oldenburg eine Studie vor, die dies behauptete. Und auch schon damals berichtete der Spiegel "Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose" (Spiegel Online). Das Thema kocht auf, weil aus der Studie von 2009 eine Masterarbeit [Link1, Link2] erwachsen ist, die das bereits bekannte Problem erneut feststellt.

Gut, dass es das Sommerloch gibt.

Mittwoch, 14. April 2010

Cold Call

Mein Telefon klingelt, der nette Mensch am anderen Ende der Leitung identifiziert sich als Telekommmitarbeiter. Es ginge um eine Tarifänderung, die an allen Anschlüssen durchgeführt wird (32% günstiger) und meine Daten müssten nochmal aufgenommen werden. Ob ich auch ich sei will er wissen? Ich sage, dass ich ich bin, vermeide das Wort ja, weil ich nicht ausversehen schon irgend einen Vertrag unterschreiben möchte.

Ob ich der Anschlussinhaber bin? “Ich bin der Anschlussinhaber”. Das Frage Antwort Spiel geht so eine Weile weiter. Ob meine Adresse noch immer XY-Weg Nummer n in 12345 Lübeck sei? “Meine Adresse ist die selbe wie jeden Monat wenn sie mir eine Rechnung schicken.” sage ich und komme mir clever vor, weil ich denke, jetzt hätte der gute man einiges klarzustellen, aber nichts da…”Können sie bitte ihr Geburtsdatum nennen.” Ich habe genug. “Wissen sie was, ich schließe keine Verträge über das Telefon ab, können sie mir den Vertrag einfach schriftlich schicken.” Er macht noch “hm…” dann Klick in der Leitung, weg.

Die Nummer ist 030206469612 und wenn man dort Anruft erreicht man Voxpark in Berlin Treptow, deren Internetseite zwar nett aussieht, die aber offensichtlich Cold Calls durchführen, die einem unter falschen Eindrücken zu einem Vertragsabschluss bringen sollen. Ich gehe fest davon aus, dass sich der Anrufer nicht wirklich als Telekom Mitarbeiter identifiziert hat, wenn er langsamer gesprochen und die entsprechenden Kommata betont hätte, hätte man das vielleicht auch hören können. Was ich behaupten kann ist, bei mir hat, was auch immer er genau gesagt hat, den Eindruck vermittelt, er sei von der Telekom. Die Nummer ist nicht unbekannt, das Problem auch nicht, sie wird genannt in den Kommentaren zum LawBlog Eintrag über Spreeblicks Artikel zu Primcall, einem tollen Artikel über diese Art von Unternehmen, und wenn man googled findet man reichlich Cold-Call-Opfer die diese Nummer zu Protokoll geben.

Spätestens als ich behauptet habe seine Firma würde mir monatliche Rechnungen schicken, hätte meiner Überzeugung nach, der Mitarbeiter klarstellen müssen, dass er nicht von der Telekom ist. Vielleicht ist er dazu nicht gesetzlich verpflichtet, ich richte weder an Voxpark noch an ihre Auftraggeber Beschuldigungen dieser Art, aber moralisch war dieser Anruf mal wieder äußert fragwürdig.

Ich tue nun, was jeder von euch tun sollte, ich gehe auf die Seite der Bundesnetzagentur und fülle das Formular Unerlaubte Telefonwerbung (Cold Calls) aus und verschicke es. Leider muss man das per Post machen, aber den Aufwand sollte es wert sein, derartige Unternehmenspraxis zu unterbinden. Sollen die feststellen, ob und in wie fern es sich hier um einen unerlaubten Anruf handelt.

Nachtrag:

Gerade erst auf der Seite von Voxpark gesehen:

“Das Vertrauen, das Kunden in unser Service-Center setzen, überlassen wir nicht dem Zufall. Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit im Umgang mit Daten sind für uns die Grundvoraussetzung unserer Arbeit. Wir schließen uns den Zielen und Interessen des DDV an und arbeiten unter Einhaltung des Ehrenkodex für Direct Sales & Relations, TeleMedien- und CallCenter-Services. “

olol.

Dienstag, 2. März 2010

Taxonomy of Music

Wie verstehen Menschen Musik und wie kann man Musik am ehesten klassifizieren. Von Zeit zu Zeit schlage ich mich ein wenig damit herum, meist motiviert dadurch, das mir die Genre Spalte im iTunes zu undurchdacht und zufällig erscheint. Gerade ist mir folgende in meinen Augen recht spannende Statistik der 250 meistgenutzten Tags bei last.fm unter die Augen gekommen:

* 51% are genres (e.g. rock, pop)
* 26% are styles (e.g. experimental)
* 7% are locales (e.g. british, detroit)
* 5% are instruments (e.g. piano, guitar)
* 4% are moods (e.g. sad, romantic)
* 3% are times (e.g. 90s, oldies)
* 2% are opinions (e.g. beautiful, love)

The remaining 2% are tags like free and cover.

ich finde das spannend… soviel zu diesem völlig aus dem Zusammenhang fallenden Blogeintrag… jetzt wieder Stille.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Haiti

Es schreiben, twittern, reden und berichten alle über das schreckliche Erdbeben bei Port-au-Prince. Ich wollte keinen Blogeintrag schreiben, ich habe nicht wirklich irgendetwas hinzuzufügen. Die Zerstörung ist unbegreiflich. Ich starre auf diese Bilder einer Stadt, die mehr Einwohner hatte als Hamburg, und nahezu nichts ist mehr übrig geblieben. Wie Kartenhäuser sind die Gebäude eingestürzt und haben die Menschen unter sich begraben. Nicht nur die Slums, die Vororte, die es bei solchen Katastrophen immer trifft, das Gebäude der U.N., das Gefängnis, den Regierungspalast, das Parlament.

In den Straßen liegen apathisch Menschen, starren in die Kamera von Reportern, die wahrscheinlich auch hoffnungslos überfordert sind. Das Leid ist unbegreiflich. Wie viele Tote es gibt kann keiner schätzen. Zahlen wie hunderttausend geistern durch die Medien und machen einem Angst. Die Verletzten können nicht in Krankenhäuser, denn die meisten Krankenhäuser gibt es nicht mehr.

Haiti, ohnehin ein armes Land, hat seine Perspektive verloren.

Eine Perspektive gewonnen haben die Hilfswerke. Erstmalig spielt Twitter, spielt Social Networking an sich, eine gigantische Rolle in der Verbreitung der Nachrichten und beim Aufruf zu Spenden. Auf Twitter ist nicht nur Haiti ein Trending Topic (einer der meist benutzten Begriffe) sondern auch Help, Yele, oder Text ( da viele kleine Summen über speziell eingerichtete SMS-Nummern des Roten Kreuzes, oder anderen Organisationen spenden). Erstmalig waren SMS Spenden in den ersten Stunden nach einer Katastrophe eine derartig signifikante Quelle von Spenden. Das Rote Kreuz hat bereits über 3 Millionen Dollar für Haiti auf diese Weise gesammelt.

Sei es Twitter, Facebook, Craigslist, Youtube überall ist das Thema angekommen und viel wichtiger, die Nutzer versuchen gezielt etwas zu erreichen. Es geht nicht nur darum, zu erfahren, was in Haiti geschieht, darum sich interessante Artikel zu schicken (auch wenn auch hier die Vorteile der schnellen Vermittlung von Nachrichten auf diesem Wege wieder einmal zu Tage tritt) sie rufen sich gegenseitig auf zu spenden, berichten wie viel sie geben, motivieren einander.

Nicht zu unterschätzen ist hierbei die Macht der Bekanntheit. Seien es “traditionelle” Celebrities wie Lance Armstrong, der eine viertel Millionen Dollar versprach, oder jene, die nur im Twitterverse Bakanntheit erlangten: Alle rufen zum Handeln auf.

Und so kann man hoffen, das die Menschen an ihren Computern dieser Katastrophe von noch nicht absehbaren Ausmaß vielleicht auch eine Spendenleistung entgegen setzen wie man sie noch nicht gesehen hat.Global, gut informiert und gezielt.

Die 1 Millionen Euro Soforthilfe der Bundesregierung erscheinen da eher lächerlich (auch neben den 100 Millionen die aus den USA bereits zugesagt sind). Man kann nur hoffen, das bei der EU-Geberkonferenz mehr erreicht wird. Insbesondere sind derartige Gaben erbärmlich, wenn man sich die Abwrackprämien, Steuervorteile für Banken und Ähnliches aus dem erst vor ein paar Tagen erschienenen Subventionsbericht in Erinnerung ruft.

Samstag, 2. Januar 2010

Studienverdreher gegen Studienversteher

Der schmale Grad zwischen Korrelation und Verursachung mal wieder wunderbar erkennbar…

In einer Studie mit Jugendlichen wurde festgestellt, dass von denen, die mehr schlafen, ein kleinerer Anteil an Depressionen leidet oder Selbstmordgedanken hegt. Das ist sicherlich keine uninteressante Studie, richtig spannend wird sie aber, wenn man sich anschaut, wie sie in den Medien wiedergespiegelt wird.

Ich kenne die Details der Studie nicht, und da ich nicht vom Fach bin möchte ich mich damit auch nicht all zu tief beschäftigen. Es reicht aber schon den Abstract eines neuen Papers des selben Forscherteams zu lesen, um auf etwas interessantes hingewiesen zu werden: “Insomnia and short sleep duration, which are typical symptoms of depression[…].” Wenig zu schlafen ist also ein Zeichen von Depression.

Worauf ich hinaus will ist ein zentraler Unterschied, der beim Betrachten von Studien immer zu beachten ist (und z.B. bei Gewalt und Medien all zu gern ignoriert wird): Nur weil zwei Fakten korrelieren heißt es nicht, dass das eine das andere Erzeugt.

Der Spiegel nennt den Artikel “Wer früh ins Bett geht hat seltener Depressionen” und weißt extra darauf hin “Weil die Forscher allein einen statistischen Zusammenhang (Korrelation) von Schlafdauer und Depression festgestellt haben, kommt jedoch auch eine ganz andere Erklärung in Frage: Womöglich fügen sich psychisch stabilere Jugendliche eher einer frühen Nachtruhe als jene, die zu Depressionen neigen“. Natürlich kommen noch Millionen anderer Erklärungen in Frage.

Der Fokus hingegen schreibt “Schlaf schützt Jugendliche vor Depressionen” und verklärt damit die Tatsachen der Studie. Web.de setzte das Thema mit “Schlafmangel schlägt aufs Gemüt” ähnlich kompetent um. So heißt es im Lead des Artikels: “Schlaf kann vor Depressionen schützen: Wie amerikanische Forscher jetzt nachwiesen, senkt zeitiges Zubettgehen das Risiko von Schwermut.” Natürlich haben die ominösen amerikanischen Forscher nichts dergleichen nachgewiesen.

Ganz neu sind die Ergebnisse wohl auch nicht (warum sie jetzt in den News sind weiß ich nicht), die Forscher des Teams um Professor Gangwisch veröffentlichen seit mindestens 2005 Artikel zu Depressionen bei Teenagern. Die selbe Relation, die ich beim Schlaf findet, lässt sich wohl auch bei Sport feststellen. Wer an den Themen interessiert ist findet bei Pubmed eine Übersicht seiner Arbeiten.

Ich wollte mich nur mal wieder über die deutsche Medienlandschaft auskotzen. Muss von Zeit zu Zeit sein.

Donnerstag, 31. Dezember 2009

Last.fm über 2009

Was sind sie, meine Songs 2009? Last.fm hat wieder fleißig mitgehört und liefert eine einigermaßen brauchbare Approximation. Allerdings fehlt fast alles was ich bei grooveshark.com gehört habe komplett (erst vor ein paar Tagen hat mich dmw auf Rumpus gebracht), da dort leider immer noch keine native Scrobbelunterstützung existiert. Aber davon unabhängig sind hier meine Jahrecharts:

Die Zahl in den Klammern bedeutet wie oft ich den Sing gehört habe

Top 20 2009:

1. No Use For A Name - This Is A Rebel Song (95)
2. Martin Luther King Jr. And the band From The Future - I Have A Dream (55)
3. Maria Mena - All This Time (Pick me Up Song) (50)
4. Ryan Bingham- The Weary Kind (45)
5. Dj Mujava - Township Funk (42)
Maria Mena - Self Fulfilling Prophecy (42)
6. Emmy The Great - On The Museum Island (40)
7. Dear Reader - Great White Bear (39)
Olli Banjo - 10 km und Mein Walkman (39)
8. Kings Of Leaon - Use Somebody (38)
9. Emmy The Great- Dylan (36)
10. Emmy The Great - 24 (35)
Brendam James - Green (35)
Loud Colours - Carton Walls (35)
11. Antony And The Johnsons - Fistfull of Love (34)
Maria Mena - Eyesore (34)
12. Emmy The Great - The Easter Parade (31)
Joshua Radin - No Envy, No Fear (31)
Anna Nalick - Breathe (2 AM) (31)
Jonathan Coulton - Re Your Brains (31)

Bei den Songs bestätigt sich die Folk-Dominanz, die sich zur Mitte des Jahres angekündigt hatte. Maria Mena, Emmy The Great, Ryan Bingham, Dear Reader, Brendan James, Joshua Radin, … Aber es gibt auch gänzlich andere Musik: Auf Platz 2 findet sich eine Autotune-Spaß-Single, die ich für einige Wochen rauf und runter gehört habe. Dj Mujava - “Township Funk” (Platz 5) ist elektronische Musik vom feinsten und Olli Banjo macht bekanntermaßen Hip Hop, eine Musikrichtung, die dieses Jahr offensichtlich (und das hätte ich nicht gedacht) etwas unter den Tisch gefallen ist. Es gab Punk es gab Rock es gab Pop.

Was mich überrascht, ist, dass No Use For A Name eine Band, die ich im November noch nicht kannte, den ersten Platz erreicht haben, die Musiklandschaft war da im Dezember wohl sehr Monoton. Auch von Ryna Bingham hatte ich bis vor einigen Wochen nie etwas gehört, auf den Song bin ich über den Filmtrailer zu Crazy Heart gestoßen.

Die meisten Bands sind dem Leser entweder bekannt, oder er kann mit google beliebig viel zu ihnen finden, nicht aber Loud Colours. Es handelt sich dabei um eine Band hier aus Lübeck, deren Album “The Virtue And The Vice” es auf Platz 3 meiner Albencharts geschafft hat und die sich im Laufe des Jahres unter die 20 erfolgreichsten Gruppen meines Last.fm Accounts geschlichen haben. Herzlichen Glückwunsch, und ich hoffe es folgt bald mal wieder ein Auftritt.

Außerhalb der Top 20 möchte ich auf einige Songs hinweisen, die es zwar nicht so weit geschafft haben, die es aber auf jeden Fall wert sind angehört zu werden:

* Michael Giacchino hat eine neue Melodie für Star Trek schreiben müssen. Angesichts der Bekanntheit des alten Themas muss es eine Angsterfüllende Aufgabe gewesen sein. Sein Song “Star Trek” vom gleichnahmigen Album schaft es auf Platz 21, der Song “Enterprising Young Men” auf Platz 27.
* Auf Platz 23 findet sich der Boss, Bruce Springsteen, der dieses Jahr ein neues Album rausgebracht hat, das ich weitgehend unspannend fand, bis auf das 8 Minuten Stück “Outlaw Pete”, was einfach nur großartig ist.
* ganz was anderes auf Platz 27: Die Münchener elektro Hip-Hop Combo “Frittenbude” wurschtelt mit Hildegard im deutschen Liedgut rum und es macht einfach Spaß. Für viele Monate mein Aufwecksong und auch sonst gerne gesehener Gast in meiner Playlist. Auch sonst ist das Album “Nachtigall” einfach sehr unterhaltsam.
* Wirklich kein Geheimtipp, aber die Decemberists müssen erwähnt werden: “The Rake Song” ist verdammt nochmal ganz großes Kino. Platz 21.

Kommen wir zu den Künstlern. Hier sind natürlich jene die viele Alben haben, von denen ich nicht nur den Dezember lang ein oder zwei Songs gehört habe, klar im Vorteil.

Die Top 10 der Albumcharts sind:

1. The Beatles
2. Maria Mena
3. Emmy The Great
4. Olli Banjo
5. Tracy Chapman
6. Jimmy Eat World
7. Bob Dylan
8. Otis Reading
9. Jay-Z
10. Morrissey
Joshua Radin

Nennenswert erscheinen mir zudem: Amon Amarth (Platz 25) deren neues Album verdammt gut ist.

Und damit kommen wir dann auch zu den Alben des Jahres:

1. Emmy The Great - First Love
2. Maria Mena - Cause And Effect
3. Loud Colours - The Virtue And The Vice
4. Amy Macdonald - This Is The Life
Frittenbude - Nachtigall
5. Maria Mena — Apparently Unaffected
6. Brendan james - The Day Is Brave
7. Michael Giacchino - Star Trek OST
8. Lilly Allen - It’s Not Me, It’s You
9. Jimmy Eat World - Bleed American

Erwähnen möchte ich coole Alben des Jahres 2009 wie “Years Of Refusal” von Morrissey und “Rated R” von Rhiana (auf dem allerdings eigentlich nur das Intro gut ist, was ich recht häufig gehört habe) sowie 2008 Spätentdeckungen wie “Simple Times” von Joshua Radin oder auch “War Elephant” von Deer Tick (danke Christoph).

Neu einführen für die Jahrescharts möchte ich die “All Time Greatest”. Seit September 2007 benutze ich last.fm um nahezu alle musik die ich höre (ich gebe mir mühe, grooveshark, das radio und MTV/VIVA wollen nicht mittspielen…) aufzuzeichnen, und die 10 Songs, die ich am meisten gehört habe, sind diese:

1. John Legend - This Time (123 mal angehört)
2. The Avalanches - Frontier Psychiatrist (117)
3. Amy Macdonald - This Is The Life (110)
4. Kanye West - Love Lockdown (99)
5. Amy Macdonald - Lat’s Start A Band (96)
6. No Use For A Name - This Is A Rebel Song (95)
7. Vega 4 - Tearing Me Apart (90)
8. Weezer - Pork And Beans (89)
9. Amos Lee - Soul Suckers (81)
10. Kanye West - Can’t Tell Me Nothing (81)

Freitag, 14. August 2009

… und das Internet ist außerdem voller Nazis

Der Spiegel fängt sich gerade eine Menge Kritik ein, weil er eine etwas ungeschickte Leitgeschichte veröffentlicht hat, die sich nicht so ganz sicher ist, ob das Internet ein rechts-freier Raum ist, oder nicht oder es sein kann… Heute stellte die Zentralstelle der Länder für Jugendschutz im Internet einen Bericht über die Aktivitäten rechter Gruppen im Internet vor (”Rechtsextremismus Online – Jugendliche im Visier der Szene”), und wie zu erwarten ließt sich der Bericht recht unangenehm.

Zentrale These des kurzen Berichtes ist, das die Auftritte und Werbevideos rechter Gruppen subtiler geworden sind. Häufig enthalten die öffentlichen Werbemittel, die zum anlocken dienen, keinerlei rechtswidrige Inhalte. Ihre eigentliche Botschaft und die Ideologie ihrer Produzenten lässt sich bei geringer Medienkompetenz oder fehlendem Sachverstand kaum bemerken. All dies ist eine seit Jahren zu bemerkende Entwicklung, die nicht wirklich überrascht, obwohl sie natürlich enttäuscht.

Stutzig machte mich an dem Bericht etwas anderes. Geradezu begeistert preisen die Autoren des Berichtes ihren Erfolg bei der Entfernung verbotener Inhalte aus dem Netz. Eine Erfolgsquote von 80% habe man durch einfaches Melden von rechten Inhalten erreicht. Es sei am effektivsten sich mit den Providern im In- und Ausland zu verständigen. Auch war es anscheinend kein Problem mit Youtube und anderen Plattformen zu regeln Inhalte schnell zu löschen nachdem sie entdeckt und gemeldet wurden.

“Wie im Vorjahr gelang dies in 80 % der Fälle. Besonders wirksam erwies sich nach wie vor die direkte Kontaktaufnahme zu in- und ausländischen Providern. 2008 initiierte das Team ergänzend 26 Indizierungsanträge bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM), da sich indizierte Websites schwieriger verbreiten lassen: Sie dürfen Kindern und Jugendlichen nicht zugänglich gemacht werden und deutsche Suchmaschinenbetreiber haben sich dazu verpflichtet, indizierte Seiten nicht als Suchtreffer auszugeben.” heißt es im Bericht unter der Überschrift “Wirksames Vorgehen gegen unzulässige Inhalte”.

Ich habe nie ein Problem mit Ursula von der Leyens “Stop-Schildern gehabt. Mehr Blockaden beim Zugang zu verbotenen Inhalten sind eine gute Idee. Diese spezifische Blockade ist verhältnismäßig dämlich, kann von jedem versierten Nutzer umgangen werden und kostet recht viel Geld, aber mich konnte man dennoch dafür gewinnen, weil ich glaube, dass jeder Schritt ein Schritt in die richtige Richtung ist. Dennoch, zeigt der Bericht des Jugendschutzes, dass die “Stop”-Schilder nur selten notwendig sein sollten.

Ich bin kein Rechtsexperte, aber ich nehme an, dass mehr Länder ein Verbot von Veröffentlichung und Verbreitung kinderpornographischer Materialien gesetzlich festgeschrieben haben, als ein verbot rechtsextremer Propaganda. Doch sogar in diesem Bereich können 80% der Materialien nicht nur gesperrt sondern tatsächlich gelöscht werden. Wenn man den verbleibenden Rest dann einfach mit einem Stop-Schild sperrt, und hofft, dass es zumindest einige abhält, ist mir das absolut recht. Aber auch da hat man bei jugendschutz.net noch eine weitere Möglichkeit gefunden, wenn es die Gesetze mal nicht hergeben: “Während Provider in Deutschland verpflichtet sind, unzulässige Inhalte ab Kenntnis von ihren Servern zu entfernen, bezieht sich jugendschutz.net im Ausland auf Verstöße gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des jeweiligen Dienstes. Meist wird darin die Verbreitung von Rassismus und Hate Speech untersagt.” Ich gehe mal davon aus, das auch Kinderpornographie in diesen Geschäftsbedingungen untersagt wird.

[Edit] Wer jugendgefährdende Seiten im Internet findet kann diese übrigens jugendschutz.net mit diesem Formular melden, und dabei helfen Rechtsradikale aus dem Internet zu treiben.